Beschreibung
Üblicherweise wird einer berühmten Persönlichkeit ein Katalog von Fragen gestellt. Diese Fragen beziehen sich zum Beispiel auf den Beruf und bestimmte berufsbezogene Ereignisse oder auf die Meinung zum tagespolitischen Geschehen. Andere können sich auf die Geschichte der Person oder auf ihren Hintergrund beziehen. Hier werden persönliche Fragen an Menschen gerichtet, von denen dem Leser bisher nichts bekannt ist. Diese Personen werden nicht vorgestellt oder beschrieben, weder durch die Bezeichnung des Berufes, der Herkunft, des Wohnortes oder durch eine Fotografie. Lediglich der Name und das Alter geben einen Fingerzeig. Die Fragen sind ganz einfach: Wann hast du deinen ersten Liebesbrief bekommen? Was war deine erste Schallplatte? Was war dein erster sportlicher Erfolg? Es geht um alltägliche und außergewöhnliche Dinge, die einem ein erstes Mal begegnen, und die durch die erstmalige Erfahrung besondere Bedeutung haben können. Wann bist du das erste Mal richtig traurig gewesen? Was war dein erstes schönes Geschenk? Wann hast du dich das erste Mal geprügelt? Ebenso geht es um Momente, in denen bestimmte Gefühle eine wichtige Rolle gespielt haben. Diese Gefühle, die man so noch nicht kennengelernt hat, sind mit dem Moment verbunden, genauso wie die Gedanken, die man sich in dieser Situation gemacht hat. Die Fragen provozieren auf subtile Weise die ErzShlung von Begebenheiten, die sehr eng, durch teilweise scheinbare Harmlosigkeit umso selbstverständlicher mit der Persönlichkeit verbunden sind. Die Erzählenden offenbaren in diesen kleinen Geschichten nicht nur einen kleinen Teil ihres Erfahrungsschatzes, sondern auch einen kleinen Teil ihres Charakters, ihres Wesens. Der Leser denkt unwillkürlich weiter und fragt dabei: Was ist wichtig in deinem Leben? Was begleitet dich? Was hat dich geprägt? Die Antworten stehen nebeneinander. Es scheint ein Chor von verschiedenen Stimm- und Erinnerungsbildern zu antworten, wobei die verschiedenen Bilder ein Thema variieren. Die Variationen sind für sich und unabhängig voneinander entstanden, und doch scheint erst in Verbindung mit den anderen jede einzelne ihren Platz zu bekommen. Anja Bergmann
Autorenportrait
Bettina Bergmann, geboren 1975, lebt und arbeitet in Stuttgart