Beschreibung
In 'Querlektüren' begegnet der Leser Marins abwechslungsreichstem Werk, in dem philosophisches Denken und literarisches, ja mitunter lyrisches Schreiben auf das Engste miteinander verflochten sind. Die zwischen 1976 und 1990 entstandenen Essays beziehen das Muster ihrer Ordnung und ihrer 'Methode' aus einer Straße im XII. Arrondissement von Paris, der Rue Traversière: einer Straße, 'die sich damit begnügt, einfach nur zu durchqueren'. Ähnlich der Flanerie des Autors entlang den beobachteten Zeichen dieser Straße entfaltet sich auch sein Diskurs: Ohne sich von der Unbeweglichkeit eines Standortes (wo?), der Bürde eines legitimierenden Ursprunges (woher?), der Strenge eines vorab gesetzten Zieles (wohin?) erdrücken zu lassen, bewegen sich Marins Essays entlang seiner Referenztexte und -bilder. Von Augustinus und Ovid, Pascal und Rousseau, Corneille und Balzac, Freud, Bloch und Poussin nehmen die Essays ihren Ausgang; beiläufig zitierte oder nur unterschwellig mitschwingende Werke anderer Autoren (Montaigne, de Certeau, Nietzsche, Deleuze.) sind nicht weniger formbestimmend. Marin beschreibt diese Texte weniger, als daß er, ebenso behutsam wie gelehrt, mit ihnen, an ihnen entlangschreibt. Beim Verfolgen einer verlorenen Spur (in der Stadt, in den Büchern) gehen Exegese und Fiktion ineinander über. 'Ich bewahre das Gefühl, noch am Vorabend seiner Lektüre zu stehen.' (Jacques Derrida) 'Exzellent edierte Werkausgabe.' (Michael Mayer in artnet)