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Monsieur Bougran in Pension

Erzählung

Krämer, Gernot
Erschienen am 01.10.2012
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783932109720
Sprache: Deutsch
Umfang: 32
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Monsieur Bougran ist ein Ministerialbeamter, der mit seiner vorzeitigen Pensionierung nicht zu Recht kommt. Er bekämpft sein Unbehagen, indem er in seiner Wohnung das frühere Büro nachstellt und vorgibt, er wäre noch immer Beamter. Er heuert Monsieur Huriot als Hilfskraft an, schreibt Briefe an sich selbst und bearbeitet fiktive Akten. Huysmans kannte das Bürokratenmilieu gut, er war selbst knapp vierzig Jahre lang Beamter, die Situation der Angestellten, die Dienstvorschriften und die unerträgliche Routine waren ihm vertraut. Aus intimer Kenntnis der Bürokratie entsteht ein köstliches Porträt des Alltagslebens in den Ministerien. Sein Protagonist verharrt in subalterner Position, zum Ausformulieren von Amtsbriefen verdammt. Er klagt über den Verfall der Sitten und das Unwissen der Neulinge, die den Sinn von amtsgerechten Schlußformeln nicht beherrschen. Bougran bedeutet Steifleinen, sinngemäß auch beengtes Dasein, in dem Namen steckt aber auch das Wort bougre, armer Schlucker. Er ist ein in der Literatur durchaus bekannter Typus, den man auch bei Flaubert antrifft.

Autorenportrait

Joris-Karl Huysmans, eigentlich Charles Marie Georges Huysmans, wurde 1848 in Paris geboren. Im Hauptberuf Angestellter des Innenministeriums, publizierte er kürzere Texte für Zeitschriften, Erzählungen, Gedichte und mehrere Romane, die zum Teil auch ins Deutsche übersetzt wurden. Er war mit Emile Zola befreundet und schloß sich der Gruppe der Naturalisten an, gründete die Académie Goncourt und wurde deren erster Vorsitzender. Sein Debütroman war so »naturalistisch«, daß er für sittenwidrig gehalten und verboten wurde. Seine Romane spielen in der Pariser Unterschicht oder im Künstlermilieu, sein berühmtestes Werk »À rebours« (Gegen den Strich) handelt von einem dekadenten Aristokraten, der in geistiger Umnachtung endet. Huysmans starb 1907.