Beschreibung
"Wie ist es möglich, dass du von dem, was in deiner unmittelbaren Nähe passierte, nichts gewusst hast? Wie konnten 10000 Menschen zurückgewiesen werden, ohne dass du es bemerktest? Wie lässt sich dein gutes Gewissen erklären?" Anlass für Yvette Z'Graggens kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit war der Film "Das Boot ist voll" von Markus Imhoof über die Flüchtlingspolitik der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. In ihrem autobiographischen Text fokussiert sie die Jahre 1942 und 1943, als sich das "Flüchtlingsproblem" zuspitzte - "zwei Jahre des Schweigens, verlorengegangen in der Zeit, nicht unterscheidbar von der formlosen Masse, die in meinem Gedächtnis unter dem Kapitel 'Krieg' oder dem Kapitel 'Jugend' abgelegt war". Anhand von Notizbüchern, Briefen und Fotografien erinnert sich Yvette Z'Graggen an die lebens- und liebeshungrige 22-jährige Frau von damals, die als Sekretärin beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz arbeitete und gleichzeitig versuchte, als Schriftstellerin Fuss zu fassen.
Autorenportrait
Yvette Z'Graggen, geboren 1920 in Genf. Nach langjähriger Tätigkeit beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, für das sie u.a. in Italien und Paris arbeitete, war sie als Übersetzerin und viele Jahre als Mitarbeiterin von Radio Suisse Romande tätig. Mit vierundzwanzig Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Roman, 'La Vie attendait', der ein grosser Erfolg wurde. Seither publizierte sie zahlreiche Werke - Romane, Erzählungen und Hörspiele -, von denen etliche ins Deutsche übersetzt wurden. Yvette Z'Graggen starb am 16. April 2012 in Genf. Für ihr Werk wurde Yvette Z'Graggen mehrfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie 1951 für ihren Roman 'L'Herbe d'octobre' ('Oktobergras') und 1996 für ihr Gesamtwerk den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung sowie für die Erzählung 'Les Années silencieuses' ('Die Jahre des Schweigens') 1982 den Preis der Genfer Schriftstellergesellschaft. Ihr Roman 'La Punta' wurde 1992 mit dem Prix des Auditeurs de la Radio Suisse Romande gewürdigt.