Beschreibung
Über das selbstreflexive Potential der griechischen Komödie und griechischer Possenbilder. Ausgehend von der Interpretation eines Vasenbildes wirft Luca Giuliani ein neues Licht auf die Ikonographie insgesamt, auf die Gattung der Komödie und die Poetik des Aristoteles. Griechisch-unteritalische Vasen des 4. Jahrhunderts v. Chr. führen dem Betrachter oft Possenbilder vor Augen. Mit welchen Mitteln wird in diesen Bildern eine komische Wirkung erzeugt, und worin unterscheiden sie sich strukturell von ernsten mythologischen Bildern? Der Unterschied zwischen den zwei ikonographischen Gattungen findet eine unmittelbare Entsprechung im realen Theater, in der Differenz zwischen Komödie und Tragödie. Dabei besteht ein Charakteristikum der Komödie darin, dass sie auch sich selbst bzw. das Theater im allgemeinen zu thematisieren in der Lage ist; infolge dieser Selbstreferentialität besitzt sie - obwohl sie in der aristotelischen Theorie ausdrücklich als eine mindere Gattung gilt - ein ganz anderes reflexives Potential als die Tragödie, der jede Form von Selbstreferentialität untersagt ist. Ein ähnliches Potential kommt auch in manchen Possenbildern zum Zuge. Ihrer Komik kann mitunter eine unerwartet anspruchsvolle Theorie der Gattungen zugrunde liegen, die gar nicht so weit entfernt ist von dem, was man darüber in der aristotelischen Poetik lesen kann.
Autorenportrait
Luca Giuliani, geb. 1950, Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin und Professor für Klassische Archäologiean der HU Berlin; ausgezeichnet mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2010). Veröffentlichungen u. a.: Ein Geschenk für den Kaiser. Das Geheimnis des Großen Kameo (zus. mit Gerhard Schmidt, 2010); Bild und Mythos. Geschichte der Bilderzählung in der griechischen Kunst (2003).