Beschreibung
Die Arbeit untersucht, wie Siebenbürger Sachsen und Siebenbürger Rumänen in der Ausgleichsepoche der Habsburgermonarchie (1868–1914) auf lokaler Ebene wirtschaftsnationalistisch agierten. Genauso wie andere politisch nichtdominante Bevölkerungsgruppen innerhalb des Habsburgerreichs haben sich Sachsen und Rumänen nach nationalen Kriterien wirtschaftlich »selbst organisiert«: innerhalb von Gewerbevereinen, Genossenschaften und eigenen Banken. Gefragt wird nach der Gestaltung des Verhältnisses zwischen Sachsen und Rumänen, das stets in engem Zusammenhang mit dem Verhältnis zwischen diesen »Nationalitäten« und der »Titularnation« der Magyaren in den siebenbürgischen Zentren Hermannstadt und Kronstadt zu sehen ist.Die Studie leistet sowohl einen bedeutenden Beitrag zum ostmitteleuropäischen Wirtschaftsnationalismus als auch zum Verständnis des Verhältnisses zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen im ethnisch, sprachlich und religiös heterogenen Siebenbürgen. Inwiefern bewirkten etwa die Abwehrstrategien gegenüber der Magyarisierungspolitik oder der Versuch, die als mangelhaft empfundene Budapester Wirtschaftspolitik auszugleichen, einen Austausch zwischen den Sachsen und Rumänen? Gab es Bereiche und Situationen, in denen das wirtschaftliche Gemeinwohl oder die Geselligkeit die Bevölkerungsgruppen verband, wo sonst die Ethnizität trennte? Dannebergs mikrogeschichtliche Studie beleuchtet das Zusammenleben in der multiethischen Region Siebenbürgen eindrucksvoll.
Autorenportrait
Dr. des. Stéphanie Danneberg ist Historikerin und Politikwissenschaftlerin und lebt in München. Von 2014 bis 2017 war sie am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. in München tätig.