Beschreibung
Werbung entwirft Traumwelten und ist gleichzeitig immer auch Zeitzeugnis. In der Kategorie des Modeplakats spiegeln sich diese beiden Tendenzen exemplarisch. Über aktuelle Fashiontrends und Schönheitsideale hinaus reflektieren Modeplakate Moralvorstellungen und gesellschaftliche Verhältnisse. Sie bedienen die Sehnsucht, aus dem Alltag auszubrechen, in besonderer Weise, suggerieren sie doch die Möglichkeit einer ganz neuen Identität allein durch den Wechsel des Kleidungsstücks oder Stils. Androgyne Models und weniger normative Männer- und Frauenbilder in der Werbeindustrie stehen für den Aufbruch in neue Zeiten, in denen sich das Streben nach Individualität und kollektiver Zugehörigkeit stetig ausbalancieren muss. Modeplakate von gestern und heute sind Lifestyle-Angebote, sie erzählen Geschichten, sie verführen und schockieren. Mit Konvention und Provokation spielend, werden Körper mal üppig verhüllt und verkleidet, mal sinnlich inszeniert. Teilweise wird der Kaufappell nur indirekt kommuniziert. Ein Knopf oder ein Mantelkragen als pars pro toto illustrieren in historischen Plakaten die Produktqualität. Benetton-Kampagnen der frühen 1990er-Jahre zeigen einen neuen, viel diskutierten Weg in der Modewerbung. Offen erotische Zurschaustellung kontrastiert mit poetischen Andeutungen, die etwa das hochästhetische japanische Modeplakat charakterisieren. En Vogue versammelt Fashionwerbung mit ganz unterschiedlichen PR-Strategien aus rund hundert Jahren, die Abbild ihrer jeweiligen Kultur und Epoche ist. "Stop Motion" macht anschaulich, dass das traditionelle Medium Plakat das Moment der Bewegung schon immer mitgedacht hat. Die in der Publikation versammelten Arbeiten zeigen zudem, dass die Imitation von Bewegung und Räumlichkeit - abseits vom gegenwärtigen