Beschreibung
Ausgerechnet die klosterkritische Aufklärungszeit war für das Kloster Muri eine Blütezeit; es baute seine ökonomische und herrschaftliche Stellung laufend aus und verfügte gegen Ende des 18. Jahrhunderts über beachtliche finanzielle Möglichkeiten, mit denen es unter anderem ein Neubauprojekt finanzierte. Die vorliegende Arbeit rekonstruiert aufgrund der Baupläne die Bedürfnisse und Zukunftspläne des Konvents und untersucht, ob und wie das Kloster auf die aufklärerische Klosterkritik reagierte. Im Auftrag von Fürstabt Gerold II. Meyer (1729-1810) wurde 1789 mit den Arbeiten für den Neubau des Benediktinerklosters Muri begonnen. Hätte das Projekt ausgeführt werden können, wäre eine der grössten Klosteranlagen der Schweiz entstanden. Die Arbeiten wurden jedoch 1798 unterbrochen und nie zu Ende geführt. Anhand des Bauprojekts wird dargestellt, wie die Mönche auf die Umwälzungen der Aufklärungs- und Revolutionszeit reagierten. Dabei lässt die mit dem Neubau verbundene Öffnung der Klosterschule und Vergrösserung der Bibliothek vermuten, dass die Mönche - den Forderungen der Aufklärungszeit entsprechend - ihre Nützlichkeit für die Gesellschaft beweisen wollten, indem sie ihre Tätigkeit in den Bereichen verstärkten, in denen sie gemäss ihrem Selbstverständnis schon immer tätig waren, nämlich Bildung und Wissenschaft. Weiter schafft die Arbeit Klarheit darüber, woher die finanziellen Mittel kamen. Und schliesslich wird untersucht, wie das Kloster seine Pläne anpasste, als sich die ökonomischen und rechtlichen Verhältnisse in kurzen Abständen fundamental veränderten.