Beschreibung
Basierend auf Tausenden von bisher unveröffentlichten Dokumenten aus Südtiroler Privatarchiven - Briefen, Feld-/Postkarten, Photographien und zeitgenössischen Tagebüchern - zeichnet dieser Band ein neues Bild der Geschichte Südtirols des frühen 20. Jahrhunderts und kreiert so ein sehr plastisches Gemälde der Verwerfungen dieser Ära, das jene Menschen lebendig porträtiert, die mit Krieg, Trennung, aber auch Glück und den Anforderungen des täglichen Lebens in einer für uns scheinbar lange vergangenen Zeit konfrontiert sind. Dieses Buchprojekt basiert auf dem Forschungsprojekt "Südtiroler Korrespondenzen", welches an der EURAC lokalisiert ist. Der Autor hat bisher über 13.000 Dokumente zum Leben in Südtirol im gesamten 20. Jahrhundert aus Privatarchiven in Tirol, Südtirol und dem Trentino zusammengetragen. Der Band "Zeitenwende" fokussiert sich auf die Periode von der Jahrhundertwende bis zum Ende des 1.Weltkrieges im Tiroler Raum. Mehrere Tausend bildliche und schriftliche Quellen in deutscher Sprache bilden das Fundament für diese Darstellung. Mit Referenzen zur neuesten Forschungslage zu dieser Ära wird hier der Versuch unternommen, die Vorkriegs- und Kriegsperiode aus sozialgeschichtlicher Perspektive neu zu interpretieren. Die vom Autor in jahrelanger Arbeit gesammelten Privatarchive von Süd-/Tiroler Bürgern bieten einen reichhaltigen Schatz an originalen Zeitzeugen (Schriftquellen und Fotografien), die es erlauben, die Periode plastischer darzustellen als jede auf Dokumenten bzw. Sekundärliteratur fußende Darstellung. Die Plastizität und Unmittelbarkeit der verwendeten Materialien erlaubt es, innerhalb der Geschichte des frühen 20. Jahrhundert viele Geschichten dieser Zeit zu erzählen, die den Zeitgeist der Periode lebendig werden lassen. Daher wird in diesem Buchprojekt großer Wert daraufgelegt, den Lesern Geschichte durch die Sinne mittels der Fotografie und basierend auf persönlichen Notizen nahezubringen, die mittels Kurzkapiteln zu Politik, Wirtschaft etc. in historische Kontexte eingebettet werden. Teil 1 stellt die Periode 1900-1914 dar, die Vorkriegszeit in Südtirol, in der das Land noch integraler Bestandteil Tirols und der Doppelmonarchie war. Anhand von ausgewählten Briefen, Postkarten, Tagebucheinträgen aus der Zeit und einer großen Menge zeitgenössischer Fotografien entsteht das farbenfrohe Bild einer pastoralen ländlichen Bevölkerung sowie einer prosperierenden Bürgerschicht - eine Gesellschaft, die sich ihrer Religion und ihrer Traditionen bewusst ist, hart arbeitet, aber das Leben auch zu genießen weiß. Teil 2, die Zeit des 1.Weltkrieges, bildet ein starkes Kontrastprogramm; fotografisch ist es die Reduzierung des Lebens auf den Kriegsalltag, während im epistemologischen Kontext die Bewältigung von familiärer Trennung und Entfremdung im Mittelpunkt der Korrespondenzen steht - bis hin zur Extremform, den Briefen und Postkarten aus der soldatischen Gefangenschaft.
Autorenportrait
Georg Grote ist Associate Professor for Western European History am University College Dublin, wo er über 20 Jahre unterrichtete und zu den Forschungsbereichen Nationalismus, Regionalismus und Südtirolgeschichte forschte. Gegenwärtig arbeitet er als Senior Researcher am EURAC Institut für Minderheitenrechte in Bozen und richtet eine sozialgeschichtliche Sammlung historischer Dokumente Südtiroler des 20.Jahrhunderts ein.