Kartographie der Zerstörung
Der rheinhessische Raum des späten 'friedlosen 17. Jahrhunderts' im grossmassstä
Kremb, Klaus /
Erschienen am
01.12.2020, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
Neun lange Jahre dauerte es, bis 1697 im Friedensschluss von Rijswijk ein Krieg beendet wurde, der um die Kurpfalz begonnen hatte, sehr bald das Gebiet vom Bodensee bis zum Niederrhein erfasste und sich zu einem europäischen Großkonflikt ausweitete. Auslöser war König Ludwig XIV., der eine europäische Supermachtrolle für Frankreich anstrebte. Das aber bedeutete neue Grenzziehungen, darunter eine territoriale Ausweitung des französischen Territoriums bis zum Rhein. Die in diesem Zusammenhang entstandene Carte Topographique du Cours du Rhein, ein im Kriegsverlauf von dem französischen Kartographen Joseph Claude Favrot (1668-1707) handgezeichnetes Kartenwerk, umfasst im Maßstab ca. 1:28.800 das Gebiet zwischen dem Rhein im Norden und Osten, der unteren Nahe, dem Donnersberg und Pfälzer Wald im Westen sowie Wissembourg im Süden. Damit ist in der Karte auch das gesamte rheinhessische Gebiet in seiner kulturlandschaftlichen Gestaltung am Ende des 17. Jahrhunderts enthalten. Favrots Kartenwerk gibt Antworten auf vielfältige Fragen: Wie kann man sich die seinerzeitigen Städte und Dörfer in ihrem äußeren Umfang und inneren Gefüge vorstellen? Wie die Verkehrswege? Wie weitreichend waren die damaligen Kriegszerstörungen? Wie groß sind die "Drangsale der Bevölkerung" gewesen? Welche immensen Wiederaufbauleistungen mussten nach dem Friedensschluss unternommen werden? Die Favrot'sche Rhein-Karte ist deshalb nicht nur von allgemeingeschichtlichem Interesse, sondern trägt zugleich ganz wesentlich zum Verständnis der heutigen Stadt- und Dorfbilder bei.