Beschreibung
Die Angst vor dem Islam und die abendländische Überheblichkeit spielen eine wesentliche Rolle in der europäischen Flüchtlingspolitik. Zentral ist die Behauptung: "Das christliche Abendland unterscheidet sich von allen anderen Kulturen dadurch, dass es im 18. Jahrhundert die Aufklärung gab". Gerd Stange beleuchtet die Zeiten, in denen die islamische Kultur einen emanzipatorischen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung in Europa ausübte - durch ihre Toleranz gegenüber Christen und Juden und durch ihre intellektuelle Offenheit. Sie führen in europäische Städte, die heute am Rande liegen und damals kulturelle Zentren waren: Cordoba und Konstantinopel. Die Jahrhunderte der muslimischen Herrschaft in Spanien schufen die Voraussetzungen zur Renaissance. Das Osmanische Reich auf dem Balkan bereitete die Aufklärung vor. Die türkische Kaffeehaus-Kultur des 17. und 18. Jahrhunderts war dazu geeignet, die freie Meinungsäußerung öffentlich zu praktizieren. Gerd Stange weist ihr eine besondere Rolle zu, weil sie die Cafés in Paris, Wien, London, Venedig oder Hamburg erst hervorbrachte und nicht umgekehrt. Im absolutistischen Paris führte die Kaffeehaus-Kultur zur Entwicklung kritischer Denkrichtungen und emanzipatorischer Ideen bis zur französischen Revolution.