Beschreibung
Die Motte' orientiert sich stilistisch - worauf der Untertitel 'Roman noir' hinweist - an dem Film noir der 1940er Jahre. Todorov geht als postmoderner Autor spielerisch mit der Gattung um, obwohl seine Anleihen nicht verspielt, sondern immer Mittel zum Zweck sind. Mit einer ironischen Verbeugung vor dem sozialistischen Realismus beschwört der Autor im Gewand eines packenden Thrillers etwas ganz Reales herauf: die grausame Realität des Kommunismus in Bulgarien. Die Geschichte schlägt einen Bogen von der Zeit kurz vor der kommunistischen Machtübernahme im September 1944 und dem Sofia der 1960er Jahre. Nach 25 Jahren wird der zu Unrecht des Raubmords verurteilte 'Motte' aus der Haft entlassen. Sein ehemaliger Komplize, inzwischen Polizist, erwartet ihn, um zu erfahren, wo die Beute, ein Diamant, versteckt ist. Um dem Gedächtnis seines Kumpels auf die Sprünge zu helfen, mischt er ein Gift in dessen Essen, das 'Motte' innerhalb von 24 Stunden töten wird. Und 'Motte' macht sich auf die Suche, um sein Leben zu retten. Auf seiner Odyssee irrt er durch eine gespenstische Welt. Selten wurde die dehumanisierende Wirkung des realen Sozialismus so eindringlich heraufbeschworen.
Autorenportrait
Vladislav Todorov geboren 1956 in Sofia. Der promovierte Kunstwissenschaftler und Philosoph unterrichtet seit 1991 an der University of Pennsylvania russische und osteuropäische Kulturgeschichte. Erste Buchveröffentlichung: 'Der Adam Komplex - Essays zu Politik und Kultur', 1995 in englischer Sprache 'Red Square, Black Square', 2005 in Sofia 'Das chaotische Pendel: Untersuchungen zu Terrorismus und Regierbarkeit'. Im Jahre 2006 erschien mit 'Die Motte' sein erster Roman, der den Nationalen Literaturpreis 'Elias Canetti' gewann. Er wurde inzwischen auch in den USA veröffentlicht. Der Film unter dem Originaltitel 'Dzift' (Regisseur Javor Gardev), zu dem Todorov das Drehbuch verfasste, gewann verschiedene Preise, z. B. bei den Filmfestivals von Moskau und Toronto 2008. Ein weiteres Drehbuch 'Zincograph' wurde auch von Gardev verfilmt und bekam beim Film Festival Thessaloniki (TIFF) 2008 den 'Balkan Fund Script Development Award'. Der gleichnamige Roman erschien im Frühjahr 2010 in Bulgarien.