Beschreibung
Während der Arbeit an ihrem Roman "Mutterstadt", in dem sie ihr Alter Ego Hannah nach Lemberg zu ihrer lange tot geglaubten Großmutter reisen lässt, erreicht die Ich-Erzählerin die Nachricht vom Tod der eigenen Großmutter. Hals über Kopf steigt sie ins Flugzeug von Berlin nach Lemberg, ihre Heimatstadt, die sie in den 1990er Jahren fluchtartig verlassen hatte. Doch die Flucht gelang ihr nur halb. Je mehr sie versuchte, die Erinnerung an die Kindheit mit ihrer Großmutter zu verdrängen, desto mehr verstrickte sie sich in ein Labyrinth aus Schuld und Sehnsucht. Vier Tage verbringt sie gemeinsam mit ihren Eltern in der letzten Wohnung der verstorbenen Großmutter. Sie begibt sich auf die Suche nach Spuren, in denen ihr die jetzt eigenartig fremd erscheinende, geliebte Babuschka doch noch begegnen könnte. Sie sucht nach Bruchstücken der eigenen Geschichte. Ihrer Romanfigur Hannah hingegen gelingt es, ihre Großmutter ausfindig zu machen. Doch auch ihre Begegnung mit der einst dem Vernichtungslager Belzec entkommenen Frau bleibt bruchstückhaft und ein ständiges Ringen um Nähe und Begreifen.
Autorenportrait
Marina B. Neubert, in Lemberg geboren, wuchs in Moskau auf und kam Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland. Sie studierte Literaturwissenschaft, Germanistik und Journalistik in Moskau und in San Francisco, wo sie 1994 den "Award of Merit" der Stadt für ihr dramaturgisches Werk erhielt, sowie in Hannover und Berlin. 1996 wurde sie für ihr Hörfeature "Erinnerungen" mit dem Axel-Springer-Preis ausgezeichnet. Marina B. Neubert lebt als Autorin und Hochschuldozentin in Berlin.