Beschreibung
Wo kommt die Nacht her? Was bewirkt sie alles? Zwei Kinder, das junge Mädchen Tini (Christine Thiersch) und ihr kleiner Bruder, werden von der Nacht weit herumgeführt an die verschiedensten Schauplätze, bis die Sonne wieder über die Berge und durch die Fenster guckt, wo die ganze Familie am Frühstückstisch sitzt. Erzählfreudig, lebendig und äusserst phantasievoll schrieb und zeichnete die 16-jährige Tini, später Christine Schwarz-Thiersch, dieses Bilderbuch im Jahr 1924. Sie bezog ihre Familie in die Geschichte ein, schrieb in der Ich-Form und zeichnete sich sowie ihren kleinen Bruder mitten ins Handlungsgeschehen. Der nächtliche Spaziergang hatte die pädagogische Absicht, dem kleinen Jungen die Angst vor der Dunkelheit zu nehmen: "Karlchen, hast du schon einmal aufgepasst, wo die Nacht eigentlich herkommt? Auf welchem Weg sie mit ihrem grossen Mantel geht, bis sie vor unserer Haustür ist? Oder meinst du, sie käme geflogen und hielte ihr riesiges dunkles Cape über sich wie ein Dach, dass der Wind es ganz aufbläht und man nur durch die kleinen Löcher den hellen Himmel noch sieht, wo die Sonne die ganze Nacht vielleicht weiter funkelt? Und warum tut sie das, die Nacht? Warum macht sie uns immer den ganzen Himmel zu bis auf ein paar winzige Löcher?" Aus den statischen, immer neu komponierten Bildern gelang es der jungen Autorin und angehenden Kunstmalerin, eine dynamische Geschichte in Bild und Text zu erzählen. Sie bewies damit früh ihre künstlerische Reife in der Visualisierung einer Geschichte, in Komposition und Blattaufteilung. Vermutlich hat dieses Bilderbuch ihre Entscheidung, Künstlerin zu werden, für sich und ihre Familie erleichtet. Die Nachkommen und die Stiftung Hans Kaspar Schwarz freuen sich sehr über diese kunstvolle Neuauflage mit 20 prächtigen, ganzseitigen Farbbildern.
Autorenportrait
Die Kunstmalerin und Autorin Christine Schwarz-Thiersch wurde 1908 in Freiburg im Breisgau geboren und wuchs in Göttingen auf. Von 1925 bis 1928 besuchte sie die Kunstgewerbeschule und Kunstakademie in München, wo sie Hans Kaspar Schwarz (1891-1966) traf. Nach der Heirat setzte sie 1932 auf Empfehlung von Paul Klee an der Modernen Kunstschule in Berlin bei Johannes Itten ihr Studium fort und kehrte danach zurück nach Zürich. 1941 baute sie mit ihrem Mann, der Architekt und Kunstmaler war, das Atelierhaus Rebegg in Adliswil bei Zürich. Gemeinsam zogen sie dort fünf Kinder gross. Nach dem Tod ihres Mannes bildete sie sich mit fast 60 Jahren zur Mal- und Kunsttherapeutin aus und arbeitete mit behinderten Kindern. In ihren letzten Jahren beschäftigte sie sich intensiv mit der Eurythmie und Rudolf Steiners Wochensprüchen. Christine Schwarz-Thiersch starb 1992. Das Kinderbuch "Karlchen und ich gehen spazieren in der Nacht" entstand 1924 und ist somit ein frühes Werk. Christine Schwarz-Thiersch bezog ihre Familie in die Geschichte mit ein. Vermutlich förderte genau diese gelungene Arbeit die Entscheidung, Künstlerin zu werden. In 1926 folgte ein zweites Kinderbuch, "Der Zwiebelfisch". 1991 gründete Christine Schwarz-Thiersch in Zusammenarbeit mit der Stadt Adliswil die Stiftung Hans Kaspar Schwarz, welche die Aufgabe hat, das Werk des Künstlerehepaars zu sichern, zu ordnen, zu erhalten und einer weiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Weitere Informationen und die Kontaktdaten der Stiftung sind zu finden unter www.shks.ch.