Beschreibung
Das Thema "Zwangssterilisation" in der NS-Zeit wurde bisher wenig erforscht, regionale Studien sind rar, Einzelschicksale namentlich weitgehend unbekannt. Vielerorts gibt es zudem kaum noch Zeugnisse, obwohl in den Jahren 1934 bis 1945 über 400.000 Frauen, Männer und Jugendliche in Deutschland Opfer dieser rassenhygienischen Maßnahme wurden. Anders in der Region Lüneburg: Mithilfe von zehn Studierenden der Leibniz Universität Hannover und 85 angehenden Pflegekräften wurden durch die "Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg ab Winter 2015/2016 rund 1200 Akten des ehemaligen Erbgesundheitsgerichtes und des Gesundheitsamtes Lüneburg erfasst und ausgewertet. Am Beispiel von Einzelfällen werden die konkrete Anwendung des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" und dessen alltägliche Auswirkungen nachgezeichnet. Lebensgeschichten von Opfern der Zwangssterilisation und Zwangsabtreibung, die Verfolgungsgeschichten von "doppelten Opfern" sowie die Biografien der Täter verdeutlichen dabei die Zusammenhänge zwischen moderner Leistungs- und Fortschrittsgesellschaft, Rassenhygiene und Vernichtung sogenannten "lebensunwerten Lebens".