Beschreibung
Rose Ausländer (1901-1988) gilt als eine der bedeutendsten deutsch-jüdischen Lyrikerinnen dieses Jahrhunderts. Sie stammt, wie ihr jüngerer Lyrikerkollege Paul Antschel/Celan, aus Czernowitz, früher österreichisches Kronland Bukowina, heute Ukrainische Republik. Existentiell bestimmend wurden für Rose Ausländers Lyrik ihre inneren und äußeren Emigrationen, ihre teils selbst gewählten und teils erzwungenen Exilsituationen (USA/Europa). Flucht, Ghetto und das Trauma der Shoah bedeuteten Heimatverlust und Heimatsuche, führten zu Reisen in die Fremdheit, erlaubten ihr nur ein Heimischwerden im Wort: Mein Vaterland ist tod // Ich wohne in meinem Mutterland Wort. Rose Ausländers Biographie ist kaum vergleichbar mit dem Leben einer anderen Schriftstellerin. Im hohen Alter vollendete sie mit uneingeschränkter Disziplin, Konzentration und Konsequenz ihr lyrisches Spätwerk. Erinnernde, gegenwartsfindende und zukunftssuchende Wortwirklichkeit - auch noch ein halbes Jahr vor ihrem Tod: Gib auf // Der Traum / lebt / mein Leben / zu Ende. Rose Ausländers Leben und ihre Gedichte bilden eine unverwechselbare Einheit und repräsentieren ein ebenso eigenständiges biographisches wie literarisches Profil. Ich habe, was man Wirklichkeit nennt, auf meine Weise geträumt, das Geträumte in Worte verwandelt und meine geträumte Wortwirklichkeit in die Wirklichkeit der Welt hinausgeschickt. Und die Welt ist zu mir zurückgekommen. Die Autoren wollen mit diesem Lyrikband zu neuen Lesewegen anregen. In elf thematisch gruppierten Kapiteln werden exemplarisch Fenster zu Rose Ausländers literarischem Werk geöffnet. Über veröffentlichte und unveröffentlichte Gedichte, Gedichtentwürfe, Briefe und poetologische Äußerungen erhält der Leser Einblick in repräsentativ ausgewählte poetische Räume ihrer Lyrik. Lesezeichen in den Kapiteln erleichtern als Wegweiser die Einordnung der Primärtexte und verdeutlichen ausgewählte biographische Zusammenhänge, literarische Kontexte und lyrische Entwicklungsbögen. Da der Band auch als Studienbuch genutzt werden soll, wurde von den Autoren eine didaktisch inszenierte Führung durch Rose Ausländers lyrische Werkstatt angestrebt. Als Vorarbeit für dieses Lese-, Entdeckungs- und Studienbuch wurde Einblick in den gesamt en literarischen Nachlaß und die Briefkorrespondenz genommen, sodass unveröffentlichtes Quellenmaterial gesichtet und einbezogen werden konnte. Poetologische Bausteine und Signaturen charakterisieren in diesen Leseräumen die individualtypische Lyrikkonzeption Rose Ausländers, die existentiell begründet ist und von ihr selbst umschrieben wurde mit dem Schlüsselsatz: Schreiben war Leben. Überleben. Im Anhang findet der Leser einen chronologischen Überblick und als Orientierung zum Weiterlesen ein ausführliches Literaturverzeichnis der Primär- und Sekundärquellen.