Beschreibung
Welches Wissen besaßen die Grafen von Kleve und Geldern von ihrer eigenen Vergangenheit und worauf gründete dieses Wissen? In welchen Formen wurde es überliefert, welche Funktionen lassen sich ihm zuschreiben und welche Intentionen lagen seiner Verbreitung zugrunde? Ausgehend von diesen Fragen thematisiert das Buch die Allianz von Herrschaft und Erinnerung im Rhein-Maasraum während des hohen Mittelalters (ca. 1020 bis 1250). Es spannt dabei den Bogen vom liturgischen Totengedenken der Klöster und Stifte, welche die Grafen von Kleve und Geldern gründeten und als Grablegen nutzten, bis hin zum Aufkommen erster Herkunftsmythen, wie zum Beispiel der Geschichte vom Schwanritter Elias oder vom Drachenkampf der beiden Brüder Lupold und Wichard. Neben dem herrschaftlichen Verdichtungsprozess des 12. und 13. Jahrhunderts gerät so zugleich auch die im späten 11. Jahrhundert einsetzende Formierung und Verdichtung der beiden Adels- geschlechter selbst in den Blick; ihre soziale Selbstbehauptung und -vergewisserung in den Verteilungskonflikten der Salier- und Stauferzeit sowie schließlich die damit verbundene Ausbildung eines an aktuellen Sinnbedürfnissen orientierten adligen Selbstverständnisses.
Autorenportrait
Jens Lieven, Dr. Geboren 1972. Studium: Geschichtswissenschaft und Germanistik in Duisburg und Freiburg, Archivwissenschaften in Potsdam. Studienrat im Hochschuldienst an der Ruhr-Universität Bochum. Forschungsschwerpunkte: Memoria; Adels- und Personenforschung; Geistliche Gemeinschaften des Mittelalters. Bücher im Verlag für Regionalgeschichte: Adel, Herrschaft und Memoria. Studien zur Erinnerungskultur der Grafen von Kleve und Geldern im Hochmittelalter (1020 bis 1250), 2008 Verortete Herrschaft. Königspfalzen, Adelsburgen und Herrschaftsbildung in Niederlothringen während des frühen und hohen Mittelalters, 2014