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Volksgemeinschaft ohne Verbrecher - Cover

Volksgemeinschaft ohne Verbrecher

Konzeptionen und Praxis der Kriminalpolizei in der Weimarer Republik und des Nat

Erschienen am 01.06.1996
CHF 43,90
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783892449126
Sprache: Deutsch
Umfang: 548
Auflage: 1. Auflage
Einband: Gebunden

Beschreibung

Im Zuge der 'vorbeugenden Verbrechensbekämpfung' deportierte die deutsche Kriminalpolizei während der Zeit des Nationalsozialismus etwa 80.000 Menschen in die Konzentrationslager, die sie zuvor als 'Berufsverbrecher' oder 'Asoziale' klassifiziert hatte. Die Entwicklung dieser Kriminalprävention und ihre Umsetzung in die Praxis untersucht der Hamburger Historiker Patrick Wagner. Er setze dabei die theoretischen Konzepte der Kriminalisten in Beziehung zu der Struktur praktischer Polizeiarbeit und konfrontierte sie mit den Erfahrungen, die die Kriminalpolizei im alltäglichen Umgang mit den vermeintlichen 'Kerntruppen des Verbrechertums', den Berufsdelinquenten, sammelte. Bereits die Kriminalisten der Weimarer Republik glaubten, das Phänomen der Kriminalität auf eine Randgröße reduzieren zu können. Hintergrund dieses Allmachtsdenkens war die rasante Modernisierung des Polizeiapparates in den zwanziger Jahren. Als die explodierenden Kriminalitätsziffern in der gesellschaftlichen Krise seit 1930 solche Visionen ad absurdum führten, forderten die Kriminalisten die Loslösung von den ihnen auferlegten 'Fesseln des Rechtsstaates.' Das nationalsozialistische Regime eröffnete ihnen die geforderten rechtsfreien Räume. Bereits 1933 deportierte die Kriminalpolizei einige hundert 'Berufsverbrecher' in die Konzentrationslager. Mit der Integration der Kripo in den SS-Apparat wurde die Verfolgungspraxis 1936/37 durch kriminalbiologische Vorstellungen ideologisch aufgeladen und radikalisiert. Der im Zweiten Weltkrieg erneut wachsenden Kriminalität stand die Kripo relativ hilflos gegenüber. Sie reagierte darauf mit einer weiteren Brutalisierung der Verfolgung.

Autorenportrait

Der AutorPatrick Wagner, 1961 in Trier geboren, arbeitete nach dem Studium in einer Hamburger Geschichtswerkstatt und promovierte 1995 an der Universität Hamburg mit einer Untersuchung zur Geschichte der Kriminalpolizei in Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Seit 1998 lehrt und forscht er am Historischen Seminar der Universität Freiburg, wo er 2003 habilitiert wurde. Er hat diverse Veröffentlichungen vor allem zur Polizeigeschichte, zur Geschichte des Verfassungsschutzes, zur Integration polnischer 'Displaced Persons' in der Bundesrepublik sowie zur Geschichte des ostelbischen Preußen vorgelegt.