Beschreibung
Das Gehirn ist einer der faszinierendsten Gegenstände der Naturwissenschaften. Gleichzeitig ist es auch von gesellschaftspolitischer Relevanz: Man denke an die emotionale Diskussion um den Hirntod, an die virtuellen Bilddarstellungen geistiger Prozesse oder an erste Überlegungen, neuronalen Computern, die die Funktion einer Turing-Maschine erfüllen, bestimmte Rechte zuzugestehen. Inwiefern ist es angesichts solcher Tendenzen überhaupt sinnvoll, streng zwischen naturwissenschaftlicher Entzauberung und kultureller Überfrachtung zu unterscheiden? In dem vorliegenden Buch wird aus historischer Perspektive argumentiert, daß das Gehirn in unterschiedlichen Wissensräumen der Anatomie und Psychiatrie, der Anthropologie und Kognitionswissenschaft, der Philosophie und Kunst mit Bedeutung aufgeladen, metaphorisiert oder als Chiffre für bestimmte Leitvorstellungen bzw. Programme instrumentalisiert wurde. Das geschah zumeist in engem Zusammenhang mit schwierigen Problemen oder Innovationen bzw. Entdeckungen in der Gehirn- und Bewußtseinsforschung. Aus dem Inhalt * Sven Dierig: Hirngespinste am Klavier. Über 'chopinisierte' Nervensaiten im Berliner Fin de Siècle. * Alexandre Métraux: Metamorphosen der Gehirnwissenschaft. Warum Sigmund Freuds 'Entwurf einer Psychologie' aufgegeben wurde. * Doris Kaufmann: 'Widerstandsfähige Gehirne' und 'kampfunlustige Seelen'. Zur Mentalitäts- und Wissenschaftsgeschichte des Ersten Weltkriegs.