"Das Lachen meiner Seele auf der Wolke war für mich wie ein Befreiungsschlag", sagt Ricardo am Ende dieses Tages zu seiner Frau. "So als hätte ich mir endlich selbst mein Überleben verziehen." Für die ehemalige deutsche Journalistin Karola Philipp ist dieser Tag im Mai Mitte der neunziger Jahre, an dem das Urteil des Obersten Gerichtshofes gegen Pinochets ehemaligen Geheimdienstchef erwartet wird, einer dieser chilenischen Tage, die Erinnerungen an Zeiten wecken, als der alltägliche Staatsterror das Leben der Menschen in der chilenischen Hauptstadt bestimmte. Auch das von Karola und Ricardo, der "mehrmals durch die Mühle gedreht" worden war und dennoch nicht ins Exil gehen wollte. "Man konnte den Faschisten das Feld doch nicht alleine überlassen", meinte Rogelio, ein alter Gärtner und immer noch überzeugter Kommunist, der sich seinen Traum von einer gerechteren Welt über all die Jahre der Barbarei hinweg bewahrt hatte.

Ela Rojas, Jahrgang 1954, kam erstmals 1983 aufgrund eines journalistischen Praktikums für drei Monate in die chilenische Hauptstadt, die ihre ersten nationalen Protesttage gegen Pinochets Militärdiktatur erlebte. Ihre Eindrücke hielt sie in einem politischen Tagebuch fest. Im darauf folgenden Jahr reiste sie erneut als freie Journalistin nach Chile und lernte bei einem Straßenprotest ihren späteren Ehemann kennen. 1986 ließ sie sich ganz in Santiago de Chile nieder, arbeitete dort bis 1998 in diversen Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen und schrieb zeitweise für die deutsch-chilenische Wochenzeitung Condor. Heute lebt und arbeitet sie in Frankfurt am Main.