Beschreibung
>Theorie< geht etymologisch auf >Anschauen< zurück. Der Theoretiker gilt gemeinhin als distanzierter Zuschauer. Diese distanzierte Position wird hier hinterfragt. Die Beiträge stützen sich dabei auf eine theoretische Tradition, die sich am Tastsinn als Korrektiv des Sehsinns orientiert. Taktilen Erfahrungsdimensionen wie dem Berühren wird schon lange eine idealisierte >unmittelbare Wahrnehmung< jenseits von begrifflicher Abstraktion zugeschrieben. Die Autorinnen und Autoren beleuchten dagegen die komplizierte Verwandtschaft von Berühren und Denken und die begrifflichen Verwicklungen und Potenziale des Berührens. Es werden nicht nur unterschiedliche Konzepte von Berührung in Philosophie und Kunst betrachtet, sondern auch theoretische Denk- und Schreibformen erkundet, die selbst >Berührungen< mit sich bringen.
Autorenportrait
Andrea Erwig ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Philologie der Universität Greifswald. Sie studierte Neuere deutsche Literatur, Politikwissenschaft und Philosophie in München und Barcelona und wurde an der LMU München mit der Arbeit Waiting Plots. Zur Poetik des Wartens um 1900 (2018) promoviert. Von 2017 bis 2019 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Zentrum für Literatur und Kulturforschung. Arbeitsschwerpunkte: Poetik und Politik der Sinne; Theoriegeschichte; Literatur und Psychoanalyse; Literatur und Ästhetik 18. bis frühes 20. Jahrhundert. Aktuellere Publikationen: Relationen des Taktilen in Literatur, Philosophie und Theater. Komparatistik-Online 1 (2019, Mithg.); »>Fernna¨he<. Rilkes Poetik und Sozialita¨t des Taktilen - mit Exkursen zu Simmel und Plessner«, in: S. Fluhrer/A. Waszynski (Hg.): Tangieren. Szenen des Beru¨hrens (2020).