Beschreibung
Lieberose ist ein Dorf im Brandenburgischen, am Rande des Spreewaldsgelegen. Und Lieberose hat ein Schloss. Ein kleines, vierflügeliges Barockschloss, ehemals derer von Schulenburg, das auf eine wechselvolle, vierhundertjährige Geschichte zurückblickt. Der letzte Standesherr flieht 1943 mit seiner Frau und vier Töchtern, sein hochbetagter Vater stirbt Anfang 45 im Schloss unter ungeklärten Umständen. KZ-Häftlinge aus Auschwitz errichten auf dem beschlagnahmten Land den Truppenübungsplatz Kurmark; das Lager Jamlitz/Lieberose bringt tausenden von ihnen den Tod. Alliierte Bombenangriffe zerstören gegen Ende des zweiten Weltkriegs Teile des Schlosses, das Inventar fällt der Plünderung anheim. Heute ist die sorgsam überdachte Ruine ein Monument der Vergänglichkeit, durch das die Fotografin Ulrike Crespo in der Dämmerung eines lichtlosen Tages ohne Scheinwerfer, ohne weiteres technischen Equipment streift. Sie folgt den Spuren der Zeit und gibt ihnen Raum ohne zu werten, ohne Anklage, ohne Pathos. So führt sie uns durch ein Stück deutscher Geschichte, einen versunkenen Kosmos, der weit weg von jeder Realität zu sein scheint - und doch Realität ist. One of many lost places.
Autorenportrait
Ulrike Crespo, geboren in Fulda, studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Psychologie. Sie lebt heute als Fotografin in Frankfurt am Main, Wien und in West Cork (Irland). Ihre Werke wurden u.a. in Frankfurt, Heidelberg, München, Wien und Schull (Irland) ausgestellt. Bei weissbooks.w erschienen: "Nachtblüten" (2013) und "Rainflowers" (2015).