Germanisten im Osten Frankreichs
Annales Universitatis Saraviensis 19, Philosophische Fakultät - Neue Folge
Sauder, Gerhard /
Erschienen am
01.01.2002, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
Im Gegensatz zur Germanistik in Deutschland, die im frühen 19. Jahrhundert mit nationaler Zielsetzung entstand, ist sie in Frankreich relativ spät in den Fächerkanon der Universitäten integriert worden. Die Förderung der Universität Straßburg durch das Deutsche Reich ermöglichte eine Gründungsphase, die nicht zuletzt auf eine der besten deutschsprachigen Universitätsbibliotheken aufbauen konnte. Von Anfang an war die französische Disziplin jedoch vielseitiger als die deutsche, indem sie Philosophie, Psychologie, Recht, Ökonomie, Naturwissenschaft und politische Geschichte mit deutscher Sprache und Literatur verband. Die Philologie spielte keine große Rolle. Die 'Gründerväter' wie Charles Andler und Henri Lichtenberger haben sich als Deutschland-Kenner im weitesten Sinne verstanden. Kaum einer der bedeutenden Germanisten der Anfänge hat auf ein Deutschland-Buch verzichtet, kaum einer ließ das Thema Nietzsche unbearbeitet. Der Osten Frankreichs hat bis in die Dreißiger Jahre hinein für den germanistischen Nachwuchs gesorgt. Erst seit etwa 1930 ist die Pariser Germanistik relativ selbständig geworden und ist nicht mehr auf den Zustrom von Straßburg angewiesen. Das französisch-deutsche Kolloquium, das am 27. März 2000 in Saarbrücken stattfand, versuchte das Lebenswerk von Charles Andler, Henri Lichtenberger, Joseph François Angelloz, Albert Fuchs, Robert Minder und Pierre Grappin unter wissenschaftsgeschichtlichen Gesichtspunkten im ostfranzösischen Kontext zu situieren. Die Beiträge treffen auf ein seit den 90er Jahren wachsendes französisches Interesse an der Geschichte der französischen Germanistik.