Beschreibung
Im vorliegenden Buch wird über die Entwicklung der privatbäuerlichen Landwirtschaft in der ehemaligen DDR bis zur Vollkollektivierung 1960 berichtet. Anhand der gesetzlichen Regelungen wird die zielgerichtete Politik der SED zur Vergesellschaftung der Landwirtschaft aufgezeigt. Dabei wird die Wirksamkeit des Verhältnisses von Soll und Freie Spitzen als Repressionsinstrument an statistischen Daten dargestellt. Nach der Bodenreform, in der der Grundbesitz über 100 ha enteignet wurde, standen die Großbauern (Betriebe über 20 ha) im Fokus. Sie sollten als kapitalistische Unternehmen eliminiert werden und dazu war jedes Mittel recht. Die gesetzlichen Regelungen waren so, dass sie kaum Chancen zum Überleben hatten. Sie wurden regelrecht vertrieben. Man wollte den notwendigen Freiraum für die Gründung von Genossenschaften schaffen. Betroffene und deren Kinder berichten auch anhand von Gerichtsakten über ihre Erlebnisse. Dabei gliedert sich der Prozess der Vergesellschaftung des Grund und Bodens im Wesentlichen in zwei Abschnitte. Das betrifft zum einen die Zeit bis zum Volksaufstand am 17. Juni 1953, verbunden mit einer Massenflucht von Bauern in die Bundesrepublik, und zum anderen die Zeit von 1958 bis 1960, wo es letztlich um die Vollkollektivierung und damit um den Eintritt aller Landwirte in die Genossenschaft ging.
Autorenportrait
Der Autor wurde 1940 als Sohn eines Landwirtes in der Altmark geboren. Da seine Eltern bis 1955 zu den Großbauern (Betriebe über 20 ha) gehörten, musste er schon früh in der Wirtschaft mithelfen. Der Besuch der Oberschule wurde ihm verwehrt, weil sie Großbauern waren. Nach dem Abschluss der Grundschule 1955 lernte er im elterlichen Betrieb. Inzwischen hatten sie die große Wirtschaft an die LPG verpachtet und die kleinere Wirtschaft der Großeltern übernommen, denn der Onkel und Hoferbe war im Krieg geblieben. Sie gehörten nun zur Klasse der werktätigen Einzelbauern (Betriebe bis 20 ha) und damit ging es ihnen gemessen am damaligen Lebensstandard erheblich besser. Nach der Lehre war er bis zum sozialistischen Frühling 1960 - der Vollkollektivierung - im elterlichen Betrieb als mithelfende Familienarbeitskraft tätig. Er hat in dieser Zeit die privatbäuerliche Landwirtschaft als Großbauernkind und als werktätiger Einzelbauer erlebt. Nach der Kollektivierung konnte er 1960 über den zweiten Bildungsweg die Hochschulreife an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Halle an der Saale erwerben und an der Humboldt-Universität zu Berlin Chemie und Landwirtschaft studieren. Nach dem Staatsexamen als Diplom-Landwirt 1967 war er bis 1978 in einem volkseigenen Gut in verschiedenen Leitungsfunktionen und anschließend bis 1990 in einem Forschungsinstitut der Tierzucht tätig. Nach der Wende von 1990 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2004 arbeitete er in der Tierzuchtverwaltung des Landes Brandenburg. Mit dem vorliegenden Buch möchte er auch an Beispielen an das Leid vieler Bauern, insbesondere Großbauern erinnern, die im Rahmen der Vergesellschaftung der Landwirtschaft in Konflikt mit dem Staat und der SED kamen und Haus und Hof bei Nacht und Nebel verlassen mussten bzw. verurteilt wurden und deren Eigentum eingezogen wurde. Die "devastierten (verlassenen) Betriebe" sind nicht dadurch entstanden, dass die betroffenen Bauern keine Lust und Verantwortung hatten, wie es in der DDR oft hieß, sondern, weil die betroffenen Bauern unter einem enormen Druck standen und keinen anderen Ausweg als die Flucht in den Westen sahen.