Beschreibung
Kempowskis kunstreligiöses Konzept in seiner fast vierzigjährigen Entwicklung. Auf ihm laste ein 'verordnetes Lebenswerk', diesen Satz notiert Walter Kempowski in sein Tagebuch. Er bezieht sich mit diesen bekenntnishaften Worten auf den ungeheuerlichen Anspruch, der sein schriftstellerisches Selbstverständnis seit jeher und grundlegend bestimmt - der Anspruch nämlich, mit dem aus Romanen, Tagebüchern und monumentalen historischen Textcollagen zusammengesetzten Werk die historische Schuld der Deutschen im Nationalsozialismus zu tragen. Diese vom Debütroman 'Im Block' (1969) bis in den posthum erschienenen Gedichtband 'Langmut' (2009) beharrlich aufrechterhaltene Überzeugung Kempowskis geht einher mit der umfassenden und anhaltenden Überformung seiner Autorschaft, seiner Poetik und nicht zuletzt seines literarischen Werks im Modus moderner Kunstreligion: Durch sein 'Opferleben' vollbringt der Autor ein 'Sühnewerk', verbunden mit der Selbsterhöhung zum christusartigen 'Vertreter'. Die literaturwissenschaftliche Studie von Kai Sina zeichnet dieses kunstreligiöse Konzept - einschließlich seiner ironischen Brechungen - in seiner fast vierzigjährigen Entwicklung nach.
Autorenportrait
Walter Kempowski (1929 - 2007), Autor und Chronist, gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Autor Kai Sina, geb. 1981; Studium der Neueren deutschen Literatur- und Medienwissenschaft, Sprachwissenschaft und Mediävistik sowie Philosophie in Kiel; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen.