Beschreibung
Burke beginnt mit der Kritik am Mythos des Individuums, des 'freien Menschen' der Renaissance, so wie ihn das neunzehnte Jahrhundert formuliert hatte. Dieser Mensch der Renaissance war aber nicht nur nach wie vor eingebunden in Zunft und Religion, sondern er war auch der Antike zugleich nah und fern - nah, weil er sich den Alten verbunden fühlte, fern, weil er im Kampf gegen die 'Barbarei des Mittelalters' eben die Distanz zwischen sich und der Antike erfuhr, die für das Mittelalter selbst, das sich als unmittelbar der Alten Welt nachfolgend empfand, nicht existierte. Am Ende der Renaissance wurden die Alten verehrt, weil sie als Vorbilder der Lebensführung galten - folgte man ihnen, so deswegen, weil sie verlässliche Führer in eine ungewisse Zukunft schienen. Zwischen der Wiederbelebung des 'Anderen' und dem Vertrauen in eine 'Lebensweisung' liegen die drei Jahrhunderte der Renaissance, ohne die Europa nicht denkbar ist.
Autorenportrait
Peter Burke, 1937 in Stanmore in England geboren, hat in Oxford studiert. Sechzehn Jahre lang lehrte er an der School of European Studies der University of Sussex, bevor er 1978 nach Cambridge als Professor für Kulturgeschichte ans Emmanuel College wechselte. Gastdozenturen führten Burke, der international als einer der bedeutendsten Kulturhistoriker gilt, in die meisten Länder Europas sowie unter anderem nach Indien, Japan und Brasilien. Seine Bücher, in denen er sich oft der Renaissance widmet, und seine rund 200 Artikel sind in über 30 Sprachen übersetzt.