Beschreibung
1814 kehren die bourbonischen Könige nach Frankreich zurück, 'um die letzten Wunden der Revolution zu schließen'. Stendhals literarisches Werk begehrt gegen diese Politik einer unmöglichen Wundheilung auf. Seine Romane untergraben den restaurativen Wunsch nach Vergessen und der Wiederherstellung einer alten politischen Ordnung. Sie halten die revolutionären Wunden offen. In seinem realistischen Projekt verdichtet Stendhal das politische Scheitern der Restauration und verschiebt es in sexuelle Phantasmen. Weibliches Begehren trifft auf kastrierte Männlichkeit. Anna-Lisa Dieter zeichnet diese Dynamik in Lektüren der beiden Restaurationsromane "Armance" und "Le Rouge et le Noir" nach. Realistische Poetik entsteht aus der Abwehr der Restauration. Die Restauration tritt aus dem langen Schatten der Revolution heraus und erweist sich als Schlüsselepoche der französischen Literatur im 19. Jahrhundert.
Autorenportrait
Anna-Lisa Dieter studierte Romanistik, Komparatistik und Germanistik in Mainz, Dijon, Paris und München. Es folgte das Promotionsstudium in New York und München. Sie war Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Romanistik an den Universitäten von München, Eichstätt und Konstanz. Zurzeit ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Exzellenzcluster Kulturelle Grundlagen von Integration der Universität Konstanz.