Beschreibung
Die Geschichte des bestraften Sprechens hält mit den 'Zungensünden'(peccata linguae) in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Kuriosität bereit. Ein paar Jahrzehnte lang kreist die Moraltheologie fast obsessiv um Verfehlungen im Medium der Sprache, um sie immer neu zu benennen, zu beschreiben und zu klassifizieren. Zu den 'Zungensünden' gehören das beständige Klagen, das zuviel Reden und das Schmeicheln ebenso wie das Fluchen und Schwören, dessen verheerende Wirkung insbesondere Prediger nicht müde werden zu betonen. Die Gründe für das Aufrücken des Sprachverhaltens zu einem zentralen Thema der Morallehre sind vielfältig. Die Aufwertung der Volkssprachen trägt genauso dazu bei, eine umgangssprachliche Verfehlung wie das Fluchen zum Leitdelikt der Strafverfolgung zu erheben wie unzählige Wundergeschichten zur Macht der Rede und ihre scholastischen Diskussion.