Manchmal spiegeln Fenster das Innen und Außen. Haiku sind Blitzlichter, die ein Gleichgewicht in Gegensätze bringen. Seit meiner Jugend ist mein Leben immer wieder von bipolaren Phasen bewegt worden. Übermäßiges Schaukeln stört oder Sparflämmchen nehmen überhand. Balance ist gefragt in der Not; erst dann kann ein aufmerksames Schwingen wieder geschenkt werden. Für mich sind Haiku solche Leihgaben von Augen-Blicken, Momente des Leuchtens, der Vereinbarkeit von Widersprüchlichem; erst eine Harmonie von Gegensätzen führen in eine innere Mitte. Brücken und Stützen sind für mich Meister Eckhart, Nikolaus von Kues, Rose Ausländer, Hilde Domin; jede Freundschaft und Liebe ein Gewinn. Daraus folgen Dankbarkeit, Gleichmut und Freude. Es ist ein buchstäbliches Heimkehren, wie Jean Claude Lin das Haiku Schreiben bezeichnet (Die Kunst des Haiku, Stuttgart 2017).

Franka Schütz, geb. Sträter, 1943 in Rheine/Westf. geboren, Abitur in der Düsseldorfer Ursulinenschule; Buchhändlerlehre, Studium der Germanistik und Philosophie in Bochum und Düsseldorf. Arbeit in Buchhandlungen und im Domforum in Köln; 1969 Heirat, 1976 Geburt eines Sohnes. Zwischen 1969 und 1971 stellte sie Lyriker und Lyrikerinnen in der Fachzeitschrift "Buchhändler-Heute" vor. Kleine Texte und Gedichte veröffentlicht sie seit 1966 in Zeitungen und Anthologien.