Beschreibung
Ödipus auf Håknäss, entstanden 1960/61, ist eines von zweien in Fichtes Nachlass aufgefundenen Theaterstücken. Die Handlung spielt in Schweden, in einem Heim der Anthroposophen für 'pathologische Jugendliche', und beschreibt die Kämpfe und die vielfachen erotischen Verwicklungen ihrer jugendlichen Erzieher. Im Mittelpunkt steht der dreiundzwanzigjährige Lehrer Bernhardt, der auf der Suche nach seinem Vater und sich selbst nach Schweden gekommen ist. Unter Mitwirkung sowohl der Zöglinge als auch seiner Kollegen bereitet er eine Ödipus-Aufführung vor. Im Verlauf der Proben kommt es nicht nur zu den unterschiedlichsten Gefühlsverwirrungen, sondern auch zu intensiven theoretischen Auseinandersetzungen zwischen den Steiner-Anhängern und Bernhardt, der mit dem Studium der Schriften Sigmund Freuds begonnen hat. Als Bernhardts Mutter eintrifft, findet das Ödipus-Drama seine Entsprechung in der Wirklichkeit, und die Handlung treibt auf ein dramatisches Ende zu.
Autorenportrait
Hubert Fichte, 1935 in Perleberg geboren, wuchs in Hamburg auf, war Schauspieler, Schafhirte und Landwirtschaftslehrling. Seit 1963 lebte Fichte als freier Schriftsteller in Hamburg. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Romane Das Waisenhaus (1965), Die Palette (1968) und Versuch über die Pubertät (1974), die ethnopoetischen Reiseberichte Xango (1976) und Petersilie (1980) sowie die mehrbändige Geschichte der Empfindlichkeit (ab 1987). Hubert Fichte starb am 8. März 1986 in Hamburg.