Beschreibung
Zu ihrer Zeit hat man die ungarische Geschwister-Koalition als achtes Weltwunder gepriesen. Die verwachsenen böhmischen Jungfern wurden zwischen 1706 und 1710 europaweit zur Schau gestellt und sind sogar Fürsten und Königen vorgeführt worden. Ihr Zwillingswesen hat Dichter und Philosophen beschäftigt. Die Intimität ihrer Verbindung erregte die Gemüter. Mit ihnen im Sinn hat Jean Paul das Wort "Doppel(t)gänger" erfunden; mit wohlbekannten Folgen. Schon zuvor waren leibhaftige und spirituelle Verdopplungen im ästhetisch-wissenschaftlich-politischen Vorstellungsrepertoire auffälliger hervorgetreten. In neuartiger Schärfe wurde nun die verallgemeinerte Doppelfigur nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Hirn- & Seelenforschung aufgegriffen. Der London-Aufenthalt der ungarischen Schwestern und dessen literarische Reflexe haben im englischsprachigen Bereich fortdauerndes Interesse gefunden. Es lohnt sich, auch die noch unbekannte kontinentale Seite ihrer Geschichte in den Blick zu nehmen mit allen kulturhistorischen Weiterungen, die sich dabei ergeben haben.
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