Beschreibung
Aus der Reihe >Schriften und Reden< Der Beginn der siebziger Jahre brachte Heinrich Böll eine Reihe öffentlicher Ämter und Ehrungen, die seiner persönlichen Bescheidenheit sehr widersprachen, die er aber als kategorische Verpflichtung verstand, anderen, vor allem seinen Schriftstellerkollegen in der Bundesrepublik und im Ausland, zu helfen. Eröffnet wurde diese Phase seiner öffentlichen Arbeit mit der programmatischen Rede vom 'Ende der Bescheidenheit' zur Gründungsversammlung des Verbandes deutscher Schriftsteller im Jahre 1969, der ein Jahr später die Rede über die 'Einigkeit der Einzelgänger' folgte. 1970 wurde Böll zum Präsidenten des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und 1971 zum Präsidenten des internationalen PEN gewählt. Er macht Wahlkampf für die SPD, warnt vor 'Gewalten, die auf der Bank liegen' und vor der gnadenlosen Verfolgung von Terroristen ('Will Ulrike Meinhof Gnade oder freies Geleit?'). Mitten in die Hetzkampagne, die Böll als 'Sympathisanten' verleumdet, trifft die Nachricht, daß ihm die Schwedische Akademie den Nobelpreis für Literatur zuerkannt hat. 'Der Weg hierhin war ein weiter Weg für mich', bekennt er bei der Entgegennahme des Preises.
Autorenportrait
Heinrich Böll, geboren am 21. Dezember 1917 in Köln, nahm nach dem Abitur eine Lehre im Buchhandel auf, die er bald abbrach. Nach einem gerade begonnenen Studium der Germanistik und klassischen Philosophie wurde Böll 1939 zur Wehrmacht eingezogen.1945 kehrte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Köln zurück, wo er sein Studium wieder aufnahm und in der Schreinerei seines Bruders arbeitete. Ab 1947 publizierte er in Zeitschriften und wurde 1951 für die Satire >Die schwarzen Schafe< mit dem Preis der Gruppe 47 ausgezeichnet. Fortan war er als freier Schriftsteller tätig und veröffentlichte Romane, Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele sowie Theaterstücke. Außerdem übersetzte er, gemeinsam mit seiner Frau Annemarie, englische und amerikanische Literatur (u. a. George Bernard Shaw und Jerome D. Salinger). Als Publizist und Autor führte Heinrich Böll Klage gegen die Grauen des Krieges und seine Folgen, polemisierte gegen die Restauration der Nachkriegszeit und wandte sich gegen den Klerikalismus der katholischen Kirche, aus der er 1976 austrat. In den sechziger und siebziger Jahren unterstützte er die Außerparlamentarische Opposition. 1983 protestierte er gegen die atomare Nachrüstung. Insbesondere engagierte sich Böll für verfolgte Schriftsteller im Ostblock. Der 1974 aus der UdSSR ausgewiesene Alexander Solschenizyn war zunächst Bölls Gast. Ab 1976 gab er, gemeinsam mit Günter Grass und Carola Stern, die Zeitschrift >L'76. Demokratie und Sozialismus< heraus. Der Verband deutscher Schriftsteller wurde 1969 von ihm mitbegründet, und er war Präsident des Internationalen PEN-Clubs (1971 bis 1974). Böll erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Georg-Büchner-Preis (1967), den Nobelpreis für Literatur (1972) und die Carl-von-Ossietzky-Medaille (1974). Heinrich Böll starb am 16. Juli 1985 in Langenbroich/Eifel. Sein gesamtes Werk liegt im Taschenbuch bei dtv vor.