Beschreibung
Themensetzung, Interessen, Vorurteile, Selektion, Ostrazismus, Verzerrung und Zensur sind Merkmale marktliberaler Textproduktion. Wie können Leser:innen inmitten dieses Meers von Lügen die Wahrheit finden? Der unsichtbare Text präsentiert die hermeneutische Methode des Zwischen-den-Zeilen-Lesens. Die Publikationskanäle westlicher Demokratien werden weltweit von wenigen Datenkonzernen kontrolliert, die darüber entscheiden, was, wie und wo veröffentlicht wird. Diese Machtarchitektur digitaler Gatekeeper ist für Informationsasymmetrien verantwortlich. Solch präsumtiven Aussagen und Inhalten müssen Rezipient:innen misstrauen. Gründliche Inhaltsanalysen beginnen immer mit langsamem, hinterfragendem und kritischem Lesen. Antike Gelehrte beherrschten die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen, und verfügten über ein breites und genaues Textverständnis. Die Leitfragen dieser skeptischen Hermeneutik lauten: Warum und mit welcher Absicht wurde ein Text geschrieben? Welchen Sachverhalt will das Geschriebene verschleiern oder aufdecken? Warum werden manche Argumente akzentuiert und manche unterschlagen? Der unsichtbare Text stellt mit dieser Rezeptionstechnik ein emanzipatorisches Werkzeug vor und bietet Orientierung im Zeitalter globaler Desinformation.
Autorenportrait
Dr. phil. Christian Moser-Sollmann arbeitet als wissenschaftlicher Leiter der Politischen Akademie und ist verantwortlicher Redakteur des "Österreichischen Jahrbuches für Politik". Zu seinen Forschungsgebieten gehören Politische Philosophie, Ideengeschichte, politische Kommunikation, Kulturtheorie, Methodenlehre und empirische Sozialwissenschaft.