Beschreibung
Die republikanischen Auseinandersetzungen zwischen Plebejern und Patriziern bilden ein Urszenarium politischer Theorie. Anders als die klassische Altertumswissenschaft versteht Isabell Lorey die 'Ständekämpfe' als Kämpfe zweier politischer Ordnungen um eine neue Konstituierung, und anders als in der zeitgenössischen politischen Philosophie (etwa bei Agamben) erhält der homo sacer bei Lorey eine widerständige immunisierende Funktion. Diese Neuinterpretation der römischen Geschichte dient als Hintergrund für eine umfassende politische Theorie der Immunisierung. Es sind im Wesentlichen drei Figuren des Immunen, die diese Theorie ausmachen: Bei Thomas Hobbes entwickelt sich eine herrschaftssichernde Figur des Immunen, die die Einzelnen in der politischen Gemeinschaft über die Abwehr des Bedrohlichen schützt. Neben dieser Figur der 'juridischen Immunität' entsteht im 18. Jahrhundert eine zweite herrschaftssichernde Figur, jene der 'biopolitischen Immunisierung'. Hier dient nicht mehr nur die Abwehr des bedrohlichen Anderen, sondern auch seine Domestizierung und Inkorporation der Immunisierung einer politischen Gemeinschaft. Die Geschichte der Plebejer liefert schließlich den Hintergrund für eine dritte Figur und deren Aktualisierungen: Im Exodus und in der Konstituierung durchbricht die 'konstituierende Immunisierung' die auf Herrschaftserhalt ausgerichteten okzidentalen Immunisierungsdynamiken.
Autorenportrait
Isabell Lorey ist Politikwissenschaftlerin und unterrichtet an verschiedenen Universitäten Sozial- und Kulturwissenschaften sowie Gender Studies. Sie war u.a. Assistenzprofessorin für Gender und Postcolonial Studies an der Universität der Künste in Berlin und Nachrichtenredakteurin beim Fernsehen.
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