Beschreibung
Das Leben von Lotte Schwarz, geb. Benett, und ihre Texte stehen für vieles mehr als ihre drei geographischen Koordinaten - Hamburg, Zürich, Brüttisellen - es vermuten lassen. Geboren 1910, spiegelt sich in ihrer Biographie dieses 'kurze Jahrhundert' der Extreme, das für sie die Erfahrung zweier Weltkriege, nationalsozialistische Diktatur, Verfolgung und Exil in der Schweiz bedeutete, gefolgt vom Neubeginn im Zeichen des Wirtschaftsaufschwungs, vom Kalten Krieg und von einschneidenden gesellschaftlichen Umbrüchen. Lotte Schwarz mischte sich ein und meldete sich auf vielfältige Weise zu Wort. Lotte Schwarz lebte, bis sie vierundzwanzig war, in Hamburg. Ihr beruflicher Weg führte sie von der Austrägerin von Verhütungsmitteln über das Dienstmädchen zur Bibliothekarin, ihr politischer Weg von den Guttemplern über die Frauenrechtlerinnen der Weimarer Republik zur Kommunistischen Jugend und zu den antistalinistischen Roten Kämpfern. Nach Hitlers Machtergreifung folgte die Flucht in die Schweiz. Dort fand sie 1938 ihr wichtigstes Wirkungsfeld: das Schweizerische Sozialarchiv in Zürich, wo sie während zehn Jahren als Bibliothekarin tätig war. Mit ihrem Wissen und ihrer grossen Hilfsbereitschaft war sie die ideale Anlaufstelle für viele Emigranten und Flüchtlinge. Zwar trat Lotte Schwarz in der Schweiz der Sozialdemokratischen Partei bei, ihre sozialistischen Ideale verlangten aber zeitlebens mehr, als die Reformpolitik ihrer Partei vorsah. Dies kommt in den zahlreichen Artikeln, Essays und Romanen zum Ausdruck, die sie verfasst hat. In ihnen thematisiert sie gesellschaftliche Entwicklungen und Probleme, die sie aus eigener Anschauung kannte. Sie reichen von der Arbeitssituation der Dienstmädchen, den Schwierigkeiten berufstätiger Frauen, über das fehlende Frauenstimmrecht, die Mühsal der Emigration bis hin zu Architekturthemen, die sie in der Folge ihrer Heirat mit dem Architekten Felix Schwarz beschäftigt haben. Im 1956 erschienenen 'Tagebuch mit einem Haus' schildert sie zwar vordergründig den Bau des eigenen Hauses in Brüttisellen, tatsächlich aber präsentiert sie mit dem Buch eine eigentliche Studie einer Schweizer Familie der fünfziger Jahre. Gescheit, kreativ, grosszügig, humorvoll, menschlich - so wurde sie von ihren Freunden und Freundinnen erlebt. Zu diesen gehörten Schriftsteller wie François Bondy, Adrien Turel und Ignazio Silone, Künstler wie Hans Aeschbacher, Richard Paul Lohse und Ernst Scheidegger, politische Mitstreiter wie Robert Jungk, Anna Siemsen, Fritz und Paulette Brupbacher und viele mehr, von denen im Buch ebenfalls die Rede ist.
Autorenportrait
InhaltsangabeProlog - Ein unpublizierter Roman und seine Folgen I. Au fbrüche: Hamburg 1910-1934 Die Benetts aus Schwarzenbek Politische Umbrüche - neue Perspektiven Schul und Jugendjahre Dienstmädchenjahre Bei den Guttemplern In der Frauenarbeitsgemeinschaft Im Reich der Bücher Hinein in die Stadt und in die Krise Bei der Kommunistischen Jugend Mitglied der Roten Kämpfer Gewaltsames Ende II. Im Exil: Zürich 1934-1945 Unsichere Zuflucht, ungewisse Zukunft 'Intelligente Person gesucht' Keine Liebesheirat Pension Comi - Friedmanns rettende Insel Ringen um eine politische Haltung Sozialarchiv - ein Ort des Wissens und der Hilfe Ein junger Mann betritt die Bühne III. A lte Fragen neu gestellt: Brüttisellen 1945-1971 Der Anfang nach dem ersehnten Ende Wiederaufbau Tagebuch mit einem Haus Kreativ mit Holz Wider den Zeitgeist Der lange Kampf für die Rechte der Frauen Ein Salon in Brüttisellen Schreiben bis zum Ende