Beschreibung
Im Jahr 2010 propagierte die deutsche Bundesregierung das medienwirksame Ziel, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen etablieren zu wollen. Drei Jahre später fällt die Bilanz allerdings mehr als ernüchternd aus. 2012 wurden in Deutschland nur 2.517 Elektrofahrzeuge zugelassen. Offensichtlich überschätzten bisherige Marktprognosen den Markterfolg in Deutschland deutlich. Vernachlässigt wird in den meist kostenorientierten Absatzprognosen häufig, dass die positive Kaufentscheidung für ein Elektrofahrzeug den wesentlichen und zentralen Erfolgsfaktor der Marktdurchdringung in Deutschland darstellt. Um daher realistischere Marktgrößen für Elektrofahrzeuge ableiten zu können, muss die Auswahlentscheidung für ein Elektrofahrzeug im Zentrum der Absatzprognose und -modellierung stehen. An dieser Stelle setzt die Dissertation an. Die Basis der Analyse bildet ein Fahrzeugauswahlexperiment mit 850 deutschen Fahrzeugkunden. Auf dieser Datenbasis wird ein innovatives Prognosemodell entwickelt, das ein auswahlbasiertes Präferenzmessverfahren (Adaptive-Discrete-Choice-Based-Conjoint-Analyse) mit einem Bass-Diffusionsmodell kombiniert. Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass in Deutschland bis zum Jahr 2020 kein Massenmarkt für Elektrofahrzeuge entstehen wird. Steigende Kraftstoffpreise, ein staatlicher Subventionsplan, eine deutliche Ausweitung der Produktpalette sowie das Angebot von Finanzierungs- und Leasingmodellen könnten vereinzelt positiv auf den Markterfolg der Elektrofahrzeuge wirken. Dennoch zeigt die Absatzmodellierung, dass im Jahr 2020 lediglich ein Fahrzeugbestand von 235.000 bis 282.000 Elektrofahrzeugen realistisch erscheint. Die Kundensegmentierung legt in diesem Zusammenhang offen, dass zum derzeitigen Zeitpunkt keine ausreichende Kundenzielgruppe für reine Elektrofahrzeuge existiert. Hybridfahrzeuge hingegen werden sich mit wachsenden Marktanteilen insbesondere in kleineren Fahrzeugklassen zur wesentlichen Konkurrenz für Elektrofahrzeuge entwickeln.
Autorenportrait
Dr. Fabian Schühle, Jg. 1981, studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Karlsruhe (TH) und der University of Technology Sydney (UTS). Nach zweijähriger Tätigkeit bei der Unternehmensberatung goetzpartners MANAGEMENT CONSULTANTS promovierte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Unternehmensführung des Karlsruher Instituts für Technologie (ehemals Universität Karlsruhe) bei Prof. Dr. Hagen Lindstädt.