Beschreibung
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts übt das Theater eine enorme Faszination auf die sich verbürgerlichenden Schichten im deutschen Kulturraum aus. Neben dem Roman wird es zum zweiten bürgerlichen Leitmedium, das in intensiver Weise genutzt und als Instrument gesellschaftlichen wie individuellen Fortschritts angesehen wird. Der Autor geht den Gründen für diesen Nobilitierungsprozeß nach, indem er die spezifischen Funktionen, Gebrauchsformen und Erlebnisqualitäten des Mediums beschreibt und drei zentrale Funktionen herausarbeitet: Das Medium wurde als Labor der Seele und der Emotionen genutzt; es ermöglichte eine kulturelle Bewältigung der sozialen Modernisierungsprozesse; und es diente als unterhaltende Kompensation von Arbeitsbelastungen und Alltag. Erst mit der Entwicklung des Literaturtheaters seit Beginn des 19. Jahrhunderts lösen sich diese konstitutiven Funktionen auf. - Rupperts Buch nimmt den Zusammenhang von Produktion und Rezeption, die kulturellen Kommunikationsverhältnisse und das Verhältnis von Gesellschafts-, Kultur- und Medienentwicklung in den Blick; es bricht mit der für die Theater- und Mediengeschichtsschreibung typischen Fixierung auf die Produktionsseite und liefert damit einen anwendungsorientierten Beitrag zur methodischen Weiterentwicklung. *** "[.] ergiebige Studie [.] für die Literatur- und Theaterwissenschaft wichtige[s], forschungskritische[s] Buch". (Germanistik)