Beschreibung
Innovationen als wissensbasierte Produkte und Dienstleistungen sind Katalysator wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung. In modernen Ökonomien zeichnen sich als Ort ihrer Entstehung besonders Unternehmen aus. Wegen der potenziell größeren Erträge sind der produktive Zugang zu den unterschiedlichen Wissensformen und ihre kreative Integration vor allem in ihrer impliziten Form von zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen sowie des gesamten Systems moderner Ökonomien. Diese Tatsache ist bekannt. Sie drückt sich vor allem in der Idee des Wissensmanagements aus, die - auf eine knappe These gebracht - insbesondere die Explizierung impliziten Wissens in und durch Unternehmen zur Generierung von Innovationen fokussiert. Von Michael Polanyi, auf den der Begriff und die Bedeutung impliziten Wissens zurückgehen, wissen wir aber, dass genau dies nur auf Kosten impliziten Wissens möglich ist und folglich dessen Zerstörung bedeutet. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage, unter welchen Bedingungen die Aktivierung und kreative Nutzung von Ressourcen impliziten Wissens in Unternehmen zu haben sind, ohne diese der Zerstörung preiszugeben. Ausgehend von der zunehmenden Bedeutung kultureller Faktoren, das heißt moralisch-ethischer Verantwortung von Unternehmen für ihr gesellschaftliches Umfeld, wird untersucht, in welcher Weise moralische Werte als Bestandteil der Corporate Governance einen Beitrag zur produktiven Nutzung von Wissen leisten. Die Arbeit zeigt auf, dass moralische Werte im Zusammenspiel mit ökonomischen sowie kommunikations- und kooperationsbezogenen Werten als Kontextvariablen erheblichen Einfluss auf die individuelle und kollektive Innovationsfähigkeit haben. Ausschlaggebend hierfür ist die strategische sowie operative Ausgestaltung der normativen Seite des Unternehmens. Ihre organisierte Umsetzung in dynamischer und umfassender Art und Weise, beispielsweise durch Wertemanagementsysteme, ist Determinante im Prozess wissensbasierter Transaktionen und somit im produktiven Zugriff auf implizites Wissen. In der vorliegenden Arbeit wird eine theoretische mikroanalytische Untersuchung des beschriebenen Wirkungszusammenhangs aus Sicht der Governanceethik und Governanceökonomik vorgenommen. Dabei werden sozial-psychologische Kreativitätstheorien sowie organisationspsychologische Forschungen zu Extra-Rollenverhalten diskutiert. Die erarbeiteten Zusammenhänge und formulierten Thesen werden anhand einer umfassenden quantitativen und qualitativen Untersuchung empirisch überprüft und bestätigt; erstmals werden dabei durch Wertemanagementsysteme entstehende Verdrängungseffekte benannt und erklärt. Damit erarbeitet der Autor einen Beitrag zur governanceethischen Organisationsforschung, der Innovationsforschung und dem zurzeit entstehenden Forschungsprogramm der "Knowledge Governance" (Wissensgovernance).