Beschreibung
Jonas Liebeskind wagt sich in den Bereich jenseits aller Theorie und fragt: Wie sieht er den eigentlich in der Praxis aus, jener ideale Mensch, zu dem wir kollektiv und individuell streben, wenn wir die jüngsten Ansätze von Philosophie und Psychologie ernst nehmen? Dem Menschen, der geistig reif, emotional gesund und voll in der Welt (und doch nicht von der Welt) steht, dem Menschen, der sich in steter Entwicklung befindet? Liebeskind öffnet sich dem kollektiven Unbewussten und bringt eine Vision hervor, der wir uns nicht verschließen können, ohne uns gleichzeitig auch uns selbst zu verschließen. Denn wir, die wir stets zu etwas hinstreben - und zu mehr Ganzheit, Integration, Gesundheit, Klarheit und Liebesfülle - wir können dies nur im Hinblick auf ihn tun: Den starken Menschen. Jede kulturelle Epoche hat Leitfiguren und Kulturvorbilder - reale oder mythische - zur Verfügung gestellt, die für jene einen Sog ausübten, die an der Schwelle zu dieser Entwicklungsstufe standen. Das Christentum war auch deshalb so erfolgreich, weil es mit Christus ein Imago hatte, das für jeden einen Sollwert darstellte, wie man sich in Liebe und Mitgefühl verhält. Carl Sagan und Isaac Newton wird noch für Millionen weitere moderne Studenten ein Leitbild kreativen Intellekts sein, und John Lennon, Martin Luther King und Che Guevara wirken deshalb so anziehend für erwachende postmoderne Kids, weil sie sie zeigen, was globale Verantwortung tatsächlich bedeutet. Haben wir nun so einen Mythos für eine Zeit nach der Postmoderne, eine integrale Legende, ein Imago für manifestiertes autonomes Selbst? Die Anzahl derer, die diese Stufe in jedem Winkel ihres Seins verwirklicht haben, mag noch verschwindend gering sein. Aber wir können jetzt schon die Umrisse dessen erkennen, was es heißen wird, als Mensch vollständig über die Irrungen und Wirrungen der Postmoderne hinausgewachsen zu sein: So ein Mensch wird stark am Körper sein; erst ist stark an Gefühl und Emotion, stark an Sexualität. Seine Moral ist reif und sein Geist sublim. Er weiß, was er will. Er kann tun, und dies tut er in Liebe. Seine Liebesbeziehung ist die Geschichte von Göttern. Vor allem aber, und vielleicht ist dies das Kennzeichen, was ihn vom Postmodernen am deutlichsten abhebt, hat er sich von dem Zwang befreit, stets über sich selbst nachdenken zu müssen - in welcher Form auch immer. Aufgrund all dessen nenne ich diesen neuen Archetypus den starken Menschen (J. Liebeskind)