Beschreibung
Ein Sonderfall der DDR-Literatur im Blick // Hanns Cibulka (1920-2004) gehört zu den Autoren, welche nach dem Untergang der DDR rasch in Vergessenheit zu geraten drohten. Sein literaturgeschichtlicher Rang ist bis heute umstritten, unbestritten indes die Sonderstellung, die er im Literatursystem der DDR einnahm. Seine Sujets (Landschaft, Ökologie, Umweltzerstörung, Krieg, Erinnerung) fallen ebenso wie seine literarischen Formen (Tagebuch, Pastiche, Fragment, Porträtgedicht) und die Traditionen, in denen er steht (Romantik, innere Emigration, konservative Moderne), aus den Narrativen der DDR-Literatur heraus. Um die Beschreibung dieses Sonderfalls, der mit den Großbegriffen der kursierenden DDR-Literaturgeschichtsschreibung (sozialistischer Realismus, Zensur, Dissidenz) nicht verrechnet werden kann, geht es den Beiträgen dieses reich illustrierten Bandes. Versucht wird eine exemplarische Darstellung seiner Tagebuchpoetik, seines Traditionsverhaltens, seiner Italienobsession, seines Verständnisses von Heimatlyrik, seines immanenten Eskapismus, seiner Begutachtung durch die staatliche Literaturaufsicht, seiner Bedeutung als Stichwortgeber der DDR-Umweltbewegung, seiner Korrespondenzen mit dem eigentlich angloamerikanischen Genre des Nature Writing und seiner vor dem Hintergrund des literarischen Werks entstandenen Fotografien.
Autorenportrait
Prof. Dr. Stephan Pabst, geb. 1972, Studium der Neueren deutsche Literatur und Philosophie; Professor für Neuere und neueste deutsche Literaturwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.