Beschreibung
Unsere politische Gegenwart ist paradox: Während allen vernünftigen Akteur*innen in Politik, Gesellschaft und aktivistischen Bewegungen völlig klar ist, dass angesichts der Klimakatastrophe ein Weitermachen wie gehabt nicht möglich ist, ist eine wirkliche Alternative zum kapitalistischen Status quo so unvorstellbar wie noch nie. Die politische Fantasie scheint verödet, das Vakuum der Demokratieverdrossenheit wird von der Rechten besetzt. Michael Hirsch und Kilian Jörg starten den Versuch, die linke Vorstellungskraft wieder aufzuforsten. Dafür nehmen sie den Absprung bei dem in Frankreich bekannt-berüchtigten Aktionskonzept der 'zu verteidigenden Zone' (Zone à défendre - ZAD). Die berühmte ZAD in Notre-Dame-des-Landes besteht seit über zehn Jahren als autonomes Gebiet, das dauerhaft aus kapitalistischen Zusammenhängen herausgelöst ist, in dem die Bewohner*innen mit neuen sozialen Beziehungen und neuen Konzepten von Arbeit experimentieren und eine symbiotische Beziehung mit der Natur leben. Können diese Erfahrungen, die in Deutschland etwa im Kampf um Lützerath erprobt wurden, modellhaft auf größere Maßstäbe übertragen werden? Dieses Buch ist gleichermaßen Manifest und Spekulation: Was wäre, wenn progressive Akteur*innen mit politischer Macht das ungeheure Potenzial autonomer Zonen erkennen und fördern - anstatt es zu bekämpfen? Wie könnte das Verhältnis zwischen Staat und Bewegungen neu gedacht werden? Was wäre passiert, hätte man den 30.000 Demonstrierenden von Lützerath statt Polizeigewalt ein wirkliches Mitspracherecht angeboten, und was wäre, wenn wir dem derzeit wachsenden Faschismus mit einer radikalen und neuen Form der Demokratie begegnen? Ein Text, der Mut für zukünftige Kämpfe macht, der die Debatte öffnet und erweitert, der verdeutlicht, dass hinter der trüben Lethargie des kapitalistischen Realismus noch immer die Möglichkeit einer Vielfalt anderer Welten existiert.
Autorenportrait
Kilian Jörg, 1990 in Wien geboren, ist Philosoph und Künstler. Er studierte Philosophie in Berlin, Brüssel und Wien. Das von ihm gegründete Kollektiv 'philosophy unbound' behandelt philosophische Inhalte und präsentiert sie auf sonst hauptsächlich für Musik genutzten Bühnen. Zuletzt erschien 'Neue Vorsicht - Philosophie des Abstands im Zeitalter der Katastrophen' (Edition Konturen 2022). Michael Hirsch, 1966 in Karlsruhe geboren, ist Philosoph, Politologe und Kunsttheoretiker. Er arbeitet als Privatdozent für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen. Zuletzt erschien 'Utopien des Überflusses. Über künstlerische Arbeit und Bildung in den Zeiten der Krise' (Verlag der Kunsthochschule für Medien 2020).