Beschreibung
Kurt Meyer besuchte ab 1962 die Hermann-Lietz-Schule Schloss Bieberstein in der Rhön. Nach 50 Jahren wagte er nun ein Experiment: Mehrfach besucht er als "Altbürger" seine Schule, verbringt Stunden in der Bibliothek und im Archiv. Er vertieft sich in alte Klassenbücher, in Unterrichtslektüren und Jahresarbeiten, fördert Versunkenes zutage und spürt dem Zeitgeist jener Jahre hinterher, um die Nachwirkung der Internatserziehung auf sein Leben zu ergründen. Doch damit nicht genug, die Reise führt noch weiter zurück: Er recherchiert die Biografien von Lehrern sowie Mitschülern und stößt bis zu den hoffnungsvollen Anfängen der Reformpädagogik vor, gefolgt von Krisen und Skandalen. Davon unberührt scheint indes Hermann Lietz, der Gründer der Landerziehungsheime, dessen Geist noch immer alles durchwebt. Mit der Aufarbeitung seiner Schulzeit wollte sich Kurt Meyer - nach dem letzten Buch über seinen Vater, "Panzermeyer", hochdekorierter General Hitlers - eigentlich einem "unpolitischen Thema" zuwenden. Doch musste er feststellen, dass sich die Frage nach der Bedeutung der Biebersteiner Jahre für sein Leben nicht ohne Einbeziehung der deutschen Geschichte beantworten lässt - dass es 1945, seinem Geburtsjahr, keine "Stunde Null" gegeben hat. Sein Buch über die Schule der 60er-Jahre zeigt sich damit auch als ein Stück Zeitgeschichte: Es wirft ein Licht auf den Umgang der Biebersteiner Pädagogen mit der Vergangenheit, auf deren vorsichtige Versuche der Bewältigung durch Lehrstoffauswahl und, nicht zuletzt, deren liberale Erziehung zu Selbstständigkeit und Verantwortungsübernahme für das eigene Leben.