Beschreibung
Freundschaft hat Konjunktur. Soziale Medien versprechen Freundschaft per Knopfdruck, die Werbung nutzt sie als verführerisches Motiv, und die Gesellschaftswissenschaften entdecken sie neu als Modell einer zeitgemäßen Form des Miteinanders. Grund genug, sich ihr aus umfassender Perspektive anzunehmen. Freundschaft verkörpert, so die These der Ausstellung, 'die Sehnsucht nach einer unverbindlichen Bindung, die hält'. Anders als Ehe und Verwandtschaft, Religion oder normativ begründete Beziehungen kann das soziale Band der Freundschaft nicht auf sanktionierte Formen zurückgreifen, sondern muss sich je individuell definieren - und bleibt immer fragil. Gerade darin realisiert sie den widersprüchlichen Wunsch nach Geborgenheit und Sicherheit einerseits, Ungebundenheit und Freiheit andererseits. Deshalb ist es schwierig zu definieren, was die Freundschaft auszeichnet und worin ihre Gründe liegen. Was verbindet Freunde? Sind wir mit jenen befreundet, die uns ähnlich sind? Oder ist der Freund derjenige, der einen infrage stellt? Verbirgt sich in der Freundschaft eine soziale Utopie? Das die Ausstellung begleitende Buch versammelt Essays u. a. von Heinz Bude, Werner Busch, Heidrun Friese, Hans Ulrich Gumbrecht, JeanLouis Schefer und Peter Trawny.
Autorenportrait
Daniel Tyradellis, geboren 1969, Philosoph und Kurator, war langjähriges Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs »Codierung von Gewalt im medialen Wandel«. Er bewegt sich in seinen Arbeiten programmatisch an der Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst. Seine international beachteten Ausstellungen versteht er als Experimente eines Denkens im Raum, die Fragestellungen einer breiteren gesellschaftlichen Diskussion öffnen.