Beschreibung
Zum ersten Mal in der Bundesrepublik überhaupt fand im Mai 2017 ein Festival in der Stadt Bautzen statt, das Theaterarbeiten mit geflüchteten und einheimischen Jugendlichen zeigt. Das wegweisende Unternehmen des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters an einem Ort, der in der Vergangenheit wegen fremdenfeindlicher Aktionen in die Schlagzeilen geraten war, stellt Projekte von renommierten Theaterhäusern wie den Münchner Kammerspielen, dem Maxim Gorki Theater Berlin und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg vor. Die Produktionen wurden von Workshops und einem Kolloquium begleitet, das Studierende der Leipziger Theaterwissenschaft veranstalteten. Im Fokus steht die Frage, wie das Zusammenleben mit und unter Fremden durch Theater befördert werden kann. Der Band dokumentiert die acht Aufführungen des Festivals in ihrem Entstehungsprozess und verdichtet sie zu exemplarischen Modellen der Theaterarbeit für eine künftige transkulturelle Gesellschaft. Von Bautzen ausgehend will Willkommen anderswo - sich spielend begegnen zeigen, wie Integration von Geflüchteten und Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen mit Hilfe von Theater befördert, ja erzeugt werden kann. Alle Theater, so auch das Bautzener, sind naturgemäß Orte der kulturellen Selbstbestimmung, der Aufklärung und des Dialogs. Unser Projekt will Geflüchtete und Einheimische - Jugendliche unterschiedlichster Nationen und Kulturen wie Deutsche, Afghanen, Sorben, Syrer oder Türken - mit theatralischen Mitteln animieren, etwas von sich und ihrer Kultur zu erzählen. Lutz Hillmann, Intendant des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters
Autorenportrait
Günther Heeg ist Professor am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig und Vizepräsident der International Brecht Society. Er ist Leiter des DFG-Forschungsprojekts Das Theater der Wiederholung und deutscher Partner einer Forschungskooperation mit der Keio Universität Tokio über Tradition und Transkulturalität im deutschen und japanischen Gegenwartstheater (DAAD/JSPS). Arbeitsschwerpunkte: Verhältnis von Theaterhistorismus und künstlerischer Praxis des Reenactments, kulturelle Flexionen von Zeiten und Räumen, Tradition und Transkulturalität im japanischen und deutschen Gegenwartstheater, Strukturveränderungen im osteuropäischen Theater, Theater als (Inter)Medium, Körper, Sprache und Bild im Theater des 18. Jahrhunderts, Bertolt Brecht, Heiner Müller, Einar Schleef. Ausgewählte Publikationen: Das Phantasma der natürlichen Gestalt. Körper, Sprache und Bild im Theater des 18. Jahrhunderts (Stroemfeld 2000); Theatrographie - Heiner Müllers Theater der Schrift (Hrsg. zus. mit Theo Girshausen; Vorwerk 8 2009); Globalizing areas, kulturelle Flexionen und die Herausforderung der Geisteswissenschaften (Hrsg. zus. mit Markus A. Denzel; Steiner 2011); Reenacting History. Theater & Geschichte (Hrsg. zus. mit Micha Braun, Lars Krüger, Helmut Schäfer; Theater der Zeit 2014). Lutz Hillmann, geboren 1959 in Bischofswerda, nach der Berufsausbildung zum BMSR-Techniker Schauspielstudium in Leipzig und Dresden. Seitdem ist er als Schauspieler und Regisseur am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen tätig, dessen Intendant er seit 1999 ist. Lutz Hillmann ist im Vorstand des Deutschen Bühnenvereins, Landesgruppe Sachsen, und stellvertretender Vorsitzender des Kulturbeirats im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien.