Tanz spielte in der DDR eine besondere Rolle. Ballett, Tanztheater, Folklore und Massenchoreographien waren wichtige Elemente im "künstlerischen Volksschaffen" der DDR. Die Auswertung vieler noch unveröffentlichter Archiv-Dokumente und Gespräche mit zahlreichen Zeitzeugen führen auf ein komplexes Gefüge von Praktiken, Interessen und Ideologien. Im Hinblick auf Tanzformen, Akteure und Institutionen wird die spezifische Politik der Disziplinierung und Inszenierung von Körpern untersucht, die sich in der DDR entfalten konnte. Exemplarisch wird u. a. das Schaffen von Ruth Berghaus und Arila Siegert sowie von Jenny Gertz betrachtet, die mit ihren Kinderbewegungschören die Entmilitarisierung der deutschen Jugend fördern wollte.

Patrick Primavesi, Professor am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig und Direktor des Tanzarchivs Leipzig. Bis 2008 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M., wo er 2002 gemeinsam mit Hans-Thies Lehmann den Masterstudiengang Dramaturgie einrichtete. Nach dem Studium der Angewandten Theaterwissenschaft und der Germanistik in Berlin, Gießen und Frankfurt promovierte er zu Walter Benjamins Theorien des Kommentars, der Übersetzung und des Theaters. Seine Habilitationsschrift war Das andere Fest. Theater und Öffentlichkeit um 1800 (erschienen 2008). Weitere Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind das Theater der Antike, Bertolt Brecht und Heiner Müller, Theorie und Praxis gegenwärtiger Formen von Theater, Tanz und Performance, Theater und Film sowie Interventionen im urbanen Raum. Michael Wehren, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig und Mitglied der Theater- und Performancegruppe friendly fire. Er ist Mitherausgeber der ersten zwei Bände der Mülheimer Fatzerbücher und promoviert zu den Lehrstücken und dem Fatzer-Fragment Bertolt Brechts sowie ihrer heutigen Produktivität. Regelmäßig schreibt er für testcard. Beiträge zur Popgeschichte.