Beschreibung
Wenn Gedichte von der eigenen Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen erzählen, ist dies eine ebenso kunstvolle wie authentische Form moderner Trauerliteratur. Sie wird in diesem Sammelband erstmals narratologisch vergleichend beschrieben und interpretiert. Autofiktionale Trauergedichte vereinen alle kommunikativen Aspekte traditioneller Trauerreden in nur einer faktual beglaubigten Sprecher-/Erzählerinstanz. Dies führt zu einer vielfältigen Perspektivierung erzählter Verlusterfahrung, die als narrative Interferenz erfasst und mit jener Dynamik des Trauerprozesses korreliert werden kann, die von der Psychologie als Wechselspiel von Aktualisierung und Distanzierung charakterisiert wird. In 19 Beiträgen werden Lyrische Trauernarrative aus fünf Sprachen von der Frühmoderne bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts untersucht, um exemplarisch eine neue narratologisch-systematische Heuristik erzählter Trauer an historisch wie kulturell differenten Einzeltexten zu erproben.