Beschreibung
Nach zahlreichen, wichtigen Publikationen zum Holocaust ist dieses Buch eine notwendige Ergänzung: Die Nazis haben nicht nur Millionen aus rassistischen, sondern auch Zehntausende aus politischen Gründen ermordet. Gerhard Bökels Buch ist Sinnbild der deutsch-französischen Freundschaft; als ein Beispiel gelungener Versöhnung führt es mehreren Generationen von Nachgeborenen vor Augen, warum erst das Wissen um die gemeinsame leidvolle Vergangenheit den Weg zur Verständigung bereiten kann. Südfrankreich im Juni 1944. Im Internierungslager Le Vernet d'Ariège werden Kranke, Krüppel und Alte, die letzten Gefangenen, in einen der letzten Transporte Richtung Dachau gesteckt. Sie werden als Geiseln genommen, die Alliierten sind schon im Anmarsch. Es ist eine wochenlange grausame Odyssee durch Kampfgebiete mit einem Zwangsaufenthalt in der Synagoge in Bordeaux und einem Gewaltmarsch durch die Weinfelder von Châteauneuf-du-Pape. Jahrzehnte wurde über dieses Drama geschwiegen. Bökel hat recherchiert und lässt letzte noch lebende Zeitzeugen zu Wort kommen. Schließlich wird am Beispiel der Kleinstadt Sorgues nahe Avignon der politische Alltag von 1940-45 beschrieben: von der Einsetzung eines faschistischen Bürgermeisters und der Kollaboration bis zum Widerstand und schließlich der Säuberung nach der Befreiung.
Autorenportrait
Gerhard Bökel, geb. 1946; ab 1966 journalistische Tätigkeit, u. a. für die Frankfurter Rundschau, und Studium in Gießen. 1975 Gründung einer Anwaltskanzlei. 1978 Landtagsabgeordneter für den Kreis Wetzlar, 1985 Landrat des Lahn-Dill-Kreises, 1994-99 Mitglied der Hessischen Landesregierung. 1999-2008 wieder Abgeordneter. Zweimal Mitglied der Bundesversammlung. 2003-16 wieder als Anwalt tätig. 2011-14 Studienaufenthalte in Avignon. Recherchen zu Frankreich während der Nazi-Besatzung. 50 Jahre Mitglied der SPD.