Beschreibung
Orgeln in Ostfriesland Ostfriesland gehört mit einem Bestand von mehr als sechzig bedeutenden Orgeln aus sieben Jahrhunderten zu den reichsten Orgellandschaften Europas. Geschichte und Gegenwart sind in der Orgelkultur dieses Landes in so intensiver Weise miteinander verknüpft, dass Besucher aus aller Welt kommen, um die wunderbaren Klänge der originalen Instrumente zu hören. Ostfriesland ist in den letzten 60 Jahren zu einem Zentrum der europäischen Orgelkultur geworden. Die Orgelwerkstatt Ahrend in Leer-Loga hat seit 1955 mit ihren Restaurierungen und neuen Instrumenten Maßstäbe im europäischen Orgelbau gesetzt. In keinem anderen geografisch eng begrenzten Gebiet gibt es so viele originale Orgeln aus einem Zeitraum von mehr als einem halben Jahrtausend. Bereits im 15. Jahrhundert wies das Gebiet um den Dollart auf ostfriesischer und Groninger Seite eine blühende Orgelkultur auf mit Orgelwerken in den Klöstern, den Stadtkirchen und selbst in kleineren Dorfkirchen. Allein in dem zwischen Emden und Norden liegenden Küstengebiet der Krummhörn, lassen sich zehn gotische Orgelwerke nachweisen. Die Klänge der spätgotischen Orgel in Rysum sind ein beeindruckendes Zeitdokument. Im 16. Jahrhundert wirkten Orgelbauer aus den Niederlanden in Ostfriesland. Die Werke in Osteel und Uttum zeigen den niederländischen Renaissancestil. In Uttum kann man sogar eine altniederländische Mixtur und Trompete hören. In der Renaissance bildete sich der Reichtum der Klangfarben heraus, der in vielschichtiger Weise die unterschiedlichen Kompositionsformen abbildet. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Spiel zum Gemeindesang ein wichtiger Faktor des Orgelgebrauchs im Gottesdienst. Die brillante Mixtur in Westerhusen ist ein Beispiel für die neue Klangästhetik. Um 1700 hat Arp Schnitger - die dominierende Persönlichkeit in der Orgelgeschichte Nordeuropas - auch Ostfriesland seinen Stempel aufgedrückt. Sein großes Werk in der Ludgerikirche in Norden blieb bis heute die größte Orgel der Region. In den Instrumenten Schnitgers, seiner Zeitgenossen und Schüler hören wir eine Synthese des neuen barocken Klangstils (mit durchdringenden Bässen und den hellen Mixturen) und den eleganten Renaissanceklängen in einzelnen Flöten- und Zungenstimmen. Der Schnitgerzeitgenosse Valentin Ulrich Grotian hinterließ in Pilsum ein Werk, das durch die wunderbare Akustik der mittelalterlichen Kreuzkirche im Klang veredelt wird. Ganz im Gegensatz dazu steht das dreimanualige Instrument des ostfriesischen Orgelbauers und Schnitger-Nachfolgers Gerhard von Holy in Dornum in einer ganz trockenen Akustik. Hier muss die Orgel allein die Musik machen. Aus den Jahren zwischen 1710 und 1713 sind die reich disponierten Werke in Weener, Marienhafe und Dornum erhalten geblieben. Zur Schnitger-Orgel in Weener wurde 1782 das Pedalwerk hinzugefügt, während das von Gerhard von Holy gebaute Werk in Marienhafe in der ursprünglichen Form bewahrt blieb. Die Orgel in Marienhafe ist die vollständigste Barockorgel Ostfrieslands und besitzt eine besondere musikalische Qualität durch die originale Balganlage. In Marienhafe kann man verschiedene Zusammenstellungen des Plenums mit den nur selten so gut erhaltenen Mixturregistern hören und weiterhin in den Flötenstimmen die elegante Klangästhetik des 18. Jahrhunderts. In Ochtersum baute der westfälische Orgelbauer Christian Klausing eine Orgel, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Ostfriesland stilbestimmend wurde. Durch diese Bauweise wurde der Schnitgerstil abgelöst. Die Einzelregister behielten ihr charakteristisch Einzelprofil und das Plenum weist auch in einmanualigen Orgeln ein großes Klangspektrum auf. Dieser gleichzeitig füllige und brillante Gesamtklang ist in der Müller-Orgel in Neermoor zu hören. Schließlich stehen am Ende des Programms mit Musik aus vier Jahrhunderten die galanten Klänge der Flöten aus der Wenthin-Orgel in Groothusen. Diese 12 Orgeln gehören zum Orgel-Kulturerbe mit weltweiter Bedeutung. Sie sind ei