Beschreibung
Was ist gemeint, wenn man Schauspieler als heiß oder kalt, West oder Ost bezeichnet? Welche Repräsentationsstrategien und welche historischen Langzeitprozesse lassen sich daran ablesen? Welche unterschiedlichen Praktiken in der Ausbildung liegen diesem Dualismus zugrunde? Die Autorin beleuchtet den Mythos vom heißen West- und kalten Ost-Schauspieler, der sich nach 1989 geradezu inflationär ausgebreitet hat, aus drei unterschiedlichen Perspektiven: der diskursanalytischen, der historisch-rekonstruktiven und der subjektiv-anekdotischen. Im ersten Teil des Buches werden anhand von beispielhaften Analysen gegenwärtige Diskurse über die Theorie des Schauspiels analysiert und in den Kontext historischer Langzeitprozesse gestellt. Der zweite Teil beschreibt die Entwicklung unterschiedlicher schauspielmethodischer Ansätze in Wechselwirkung mit Prozessen gesellschaftlichen und politischen Wandels nach 1945. Der dritte Teil lässt abschließend Zeitzeugen zu Wort kommen, die entscheidenden Einfluss auf die staatliche Schauspielausbildung in Deutschland, in Ost wie West, nach 1945 hatten.
Autorenportrait
Anja Klöck ist ausgebildete Regisseurin und Theaterwissenschaftlerin, die in den Bereichen Regie, Schauspiel, Performance und Dramaturgie gearbeitet hat. Theaterwissenschaftliche und theaterpraktische Lehrtätigkeiten haben sie die Universitäten von Frankfurt am Main, Mainz, Minneapolis (USA), München und Wien geführt. Seit 2003 ist sie Professorin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Dort hat sie ein Forschungsprojekt zur Schauspielausbildung in Deutschland von 1945 bis 1989 geleitet, das von 2006 bis 2012 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a.: Heiße West- und kalte Ost-Schauspieler? Diskurse, Praxen, Geschichte(n) zur Schauspielausbildung in Deutschland nach 1945 (Recherchen 62, Berlin 2008) und The Politics of Being on Stage (Hildesheim/New York 2012).