Beschreibung
Max Scheler war einer der ersten Schulphilosophen, die zustimmend auf die um 1900 neu aufbrandende lebensphilosophische Welle reagierten. In seiner Schrift "Versuche einer Philosophie des Lebens" setzt er sich kritisch, aber verständnisvoll mit Friedrich Nietzsche, Wilhelm Dilthey und Henri Bergson auseinander. Immer wieder weist er darauf hin, dass das entscheidende Ziel des Lebensphilosophierens nicht in einer rationalistischen Reduktion der Welt- und Seelenfülle auf ein paar abstrakte Begriffe und Prinzipien liegt. Ganz im Gegenteil: Es geht hier allem zuvor um die Vertiefung und Anreicherung der eigenen Erlebnismöglichkeiten; und dann natürlich auch um die Erhellung und Explikation des Erlebten. Dazu ist aber, so Scheler, eine originär lebensphilosophische Grundhaltung unabdingbar. Für diese Grundhaltung gilt: "Nicht der Wille zu 'Beherrschung', 'Organisation', 'eindeutiger Bestimmung' und Fixierung, sondern die Bewegung der Sympathie, des Daseingönnens, des Grußes an das Steigen der Fülle, in dem erkennend hingegebenen Blick die Inhalte der Welt allem menschlichen Verstandeszugriff immer neu sich entwinden und die Grenzen der Begriffe überfließen, durchseelen hier jeden Gedanken."
Autorenportrait
Max Scheler (1874 in München - 1928 in Frankfurt a. M.) war neben Edmund Husserl einer der frühen und einflussreichen Begründer und Entwickler der phänomenologischen Methode. Anders als viele der klassischen Schulphänomenologen hatte Scheler aber weniger Berührungsängste. Immer wieder bezieht er sich positiv auf die Lebensphilosophie, lässt sich von ihr inspirieren und beeinflussen. Dies zeigt sich in seinen Hauptwerken "Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik" (1913 und 1916), "Vom Umsturz der Werte" (1919), "Wesen und Formen der Sympathie" (1923). Und es zeigt sich auch in den kleineren Schriften, vor allem in "Versuche einer Philosophie des Lebens" (1913 erschienen) und "Die Stellung des Menschen im Kosmos" (1928 erschienen).